Was ist dran am Yeti? Ist das legendäre Himalaya-Wesen vielleicht ein mysteriöser Urzeit-Bär, der Jahrmillionen versteckt im Gebirge überlebte? Neueste Gendaten scheinen diese Yeti-Theorie zu widerlegen. Denn die vermeintlichen Yeti-Haarproben könnten demnach auch von ganz normalen Himalaya-Braunbären stammen, wie die Forscher berichten. Sollte der Yeti doch etwas anderes sein, dann glänzt dieses bisher vor allem durch Fehlen jeglicher handfester Belege.
Yeti, Bigfoot, Almasty oder Sasquatch – in vielen Regionen der Erde kursieren Gerüchte über seltsame Wesen, die halb Mensch, halb Tier zu sein scheinen. Einige halten die Schneemenschen der Hochgebirge für urtümliche Primaten oder aber für urzeitliche Säugetier-Arten. Im Jahr 2014 dann gingen Forscher dieser Frage auf den Grund und analysierten erstmals systematisch die DNA von 30 Haarproben aus aller Welt, die angeblich von Yeti und Co stammen sollten. Wie sich zeigte, stammten die meisten Haare von ganz profanen Tieren, von Rindern, Wölfen oder Bären.
Urzeit-Bär im Himalaya?
Zwei Proben aus Ladakh und Bhutan waren jedoch darunter, die sich die Forscher damals nicht erklären konnten. Denn ihre DNA-Sequenz ähnelte der eines fossilen Eisbären, der vor 40.000 Jahren auf Spitzbergen lebte. Sie unterschied sich aber deutlich von dem heutiger Eisbären und von den normalen Braunbären im Himalaya. Hatte im Himalaya womöglich eine noch unbekannte, urzeitliche Bärenart überlebt?
Nur ein paar Monate später warf eine neue Studie aber Zweifel an dieser These auf. Denn in ihr belegten Forscher, dass die Unterschiede der Haarproben-DNA zum Erbgut moderner Bären auch durch Degradation der DNA entstanden sein können. Sie halten es daher für wahrscheinlicher, dass der Yeti auf Sichtungen des Himalaya-Bären zurückgeht. Diese sehr seltene Variante des Braunbären hat sehr helles, goldbraunes bis sandfarbenes Fell und kommt nur in den Hochlagen des Himalaya vor.
Bloß ganz normale Himalaya-Braunbären?
Jetzt liefern Eliécer Gutiérrez von der Smithsonian Institution in Washington und seine Kollegen neue Argumente gegen einen Urzeit-Bär als Yeti. Die Forscher haben in ihrer Studie die DNA-Sequenzen von sechs modernen Bärenarten und dem seit der Eiszeit ausgestorbenen Höhlenbär verglichen. Sie wollten feststellen, wie weit die Bärenarten genetisch auseinander liegen – und wie leicht die Degradation der DNA diese Arten ununterscheidbar machen kann.
Und tatsächlich: Wie die Forscher berichten, war die Variationsbreite allein innerhalb der Braunbären-DNA so hoch, dass eine eindeutige Zuordnung kaum möglich war. Ihrer Ansicht nach ist es daher unmöglich, die beiden vermeintlichen Yeti-Haarproben eindeutig entweder einem Braunbär oder einem Eisbär zuzuordnen – egal ob modern oder urzeitlich.
„Es gibt daher keinen Grund anzunehmen, dass die Haarproben von etwas anderem stammen als von ganz normalen Himalaya-Braunbären“, so Gutiérrez und seine Kollegen. Wenn auf dem Dach der Welt tatschlich ein Yeti herumlaufen sollte, dann ist er demnach entweder ein Braunbär – oder er hat es geschafft, bisher keinerlei greifbare Beweise für seine Existenz zu hinterlassen. (ZooKeys, 2015; doi: 10.3897/zookeys.487.9176)
(Pensoft Publishers, 17.03.2015 – NPO)