Genetik

Zappelphilipp-Gen aufgespürt

Forscher identifizieren genetische Varianten, die an der Entwicklung von ADHS beteiligt sind

Drei Veränderungen im Gen für den Transporter des Botenstoffs Dopamin sind an der Entwicklung der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS), auch Zappelphilippsyndrom genannt, beteiligt. Dies haben Wissenschaftler des Nationalen Genomforschungsnetzes (NGFN) in einer neuen Studie herausgefunden. Sie gehen jedoch davon aus, dass noch mehr Gen-Veränderungen zusammen kommen müssen, damit ADHS entsteht.

{1l}

„Personen, die diese Kombination in beiden Kopien des Gens besitzen, haben ein 2,5-fach erhöhtes Risiko, an ADHS zu erkranken. Bei Personen, die diese Variante nur einmal besitzen, ist das Risiko noch knapp 2-fach erhöht“, erläutert Professor Johannes Hebebrand von der Universität Duisburg-Essen die Ergebnisse der Studie. „Das heißt natürlich nicht, dass jeder, der diese genetischen Varianten trägt, automatisch ADHS bekommt“, so Hebebrand. „Wir finden diese Varianten bei circa 70 Prozent aller Betroffenen. Auch bei Gesunden kommen diese Veränderungen im Dopamintransporter-Gen vor.“

Das Team um Hebebrand untersuchte zusammen mit Forschern aus Marburg, Aachen, Berlin, Homburg und Würzburg 329 Familien, in denen mindestens ein Kind von der ADHS betroffen war.

Der Dopamintransporter bringt den im Gehirn freigesetzten Botenstoff Dopamin zurück in die Nervenzelle, wo er bis zur nächsten Freisetzung gelagert wird. Verschiedene Untersuchungen weisen darauf hin, dass der Dopaminstoffwechsel und möglicherweise auch die Funktion des Dopamintransporters bei ADHS-Patienten verändert sind. Methylphenidat, der am häufigsten verschriebene Wirkstoff bei der ADHS, bindet an den Dopamintansporter und blockiert ihn. Der genaue Wirkmechanismus von Methylphenidat ist jedoch noch nicht vollkommen aufgeklärt.

Häufigste psychiatrische Störung bei Kindern

Die ADHS ist die häufigste psychiatrische Störung bei Kindern und Jugendlichen. Jungen sind davon drei- bis viermal so häufig betroffen wie Mädchen. Die Patienten sind häufig unaufmerksam, unruhig, impulsiv und haben einen erhöhten Bewegungsdrang. Aufgrund von Zwillings-, Adoptions- und Familienstudien geht man davon aus, dass ADHS zu 80 Prozent genetisch bedingt ist.

Um die Ursachen von solchen komplexen Erkrankungen, die durch das Zusammenwirken verschiedener Faktoren ausgelöst werden, zu erforschen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2001 das Nationale Genomforschungsnetz.

Die Wissenschaftler berichten über ihre Ergebnisse in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift „Molecular Psychiatry“.

(idw – Projektträger im DLR, 13.04.2007 – DLO)

Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

News des Tages

Skelett eines ungeborenee Kindes

So entstehen die Knochen des ungeborenen Kindes

Astronomen entdecken jüngsten Transit-Planet

Mehr Blackouts durch Wind- und Sonnenstrom?

Parkinson: Wenn mehr Dopamin mehr Zittern bedeutet

Diaschauen zum Thema

keine Diaschauen verknüpft

Dossiers zum Thema

Bücher zum Thema

Das Angstbuch - Woher sie kommen und wie man sie bekämpfen kann von Borwin Bandelow

Eine kurze Reise durch Geist und Gehirn - von Vilaynur S. Ramachandran

Was hab ich bloß? - Die besten Krankheiten der Welt von Werner Bartens

Der Beobachter im Gehirn - Essays zur Hirnforschung von Wolf Singer

Die blinde Frau, die sehen kann - Rätselhafte Phänomene unseres Bewußtseins von Vilaynur S. Ramachandran und Sandra Blakeslee

Lernen - Gehirnforschung und die Schule des Lebens von Manfred Spitzer

Top-Clicks der Woche