Zebrafinkenweibchen investieren viel Energie in die Qualität ihrer Eier – besonders dann, wenn das Männchen wenig „Startkapital“ in die Beziehung einbringt. Gerade bei unattraktiven Männchen legt das Weibchen besonders große, nährstoffreiche Eier. Die geringe genetische Qualität des Männchens wird so durch eine gute Eiqualität ausgeglichen, wie Wissenschaftler jetzt in der Fachzeitschrift „Procedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS) berichten.
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Üblicherweise brüten Vogelweibchen mehrere Male während ihres Lebens. Dabei stellt sich bei jedem Brutversuch die Frage, wie viele Ressourcen sie investieren. Dabei spielt die genetische Qualität des Partners eine wichtige Rolle. Denn sie verspricht gesunde Nachkommen. Wenn das Vögelmännchen besonders attraktiv ist, bieten die Weibchen besonders viel Energie für ihre Brutversuche auf. Die Eier sind dann verhältnismäßig groß oder enthalten viele Nährstoffe, wie zum Beispiel Carotinoide.
„Aufsparen“ lohnt nicht bei Monogamie
Aber auch der umgekehrte Weg kann von Vorteil sein, haben jetzt Wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Ornithologie in Seewiesen bei Zebrafinken-Weibchen herausgefunden. Die Erklärung liegt in der Form des Zusammenlebens der Zebrafinken: Die Paare bleiben üblicherweise lebenslang beisammen, sind also monogam. Daher lohnt es sich für die Weibchen nicht, mit ihren Ressourcen zu haushalten. Denn ihre Aussichten sind gering, sich bei ihrem nächsten Brutversuch mit einem echten Supermännchen zusammenzutun.
Um dies herauszufinden, verpaarte Elisabeth Bolund in Seewiesen Weibchen im Abstand von vier Monaten mit jeweils zwei verschiedenen Männchen. Jeweils ein Männchen war den Forschern aus Vorversuchen als besonders attraktives Männchen bekannt, während das andere als besonders unattraktiv galt. Attraktive Vogelmännchen hatten neben einer „festen“ Partnerin noch weitere „Affären“ – und zeugten mit diesen deutlich mehr Nachkommen.
Männliche Defizite kompensiert
Wenn ein Weibchen nun in einen Käfig mit einem unattraktiven Männchen gesetzt wurde, legte es größere Eier mit mehr Inhaltsstoffen, als wenn es mit dem hochattraktiven Männchen zusammenlebte. Die Zebrafinkenweibchen legten sich in dem Experiment also für die unattraktive Männchen ins Zeug.
„Die Nachkommen benötigen mehr Startkapital im Ei, weil der Partner selbst nicht so viele Qualitäten mitbringt“, erklärt dies Elisabeth Bolund. „Mit diesem Verhalten versucht das Weibchen die Defizite zu kompensieren, die ihr Männchen mit in die Dauerehe bringt“. Ein ähnliches Verhalten war schon bereits bei anderen Vogelarten beobachtet worden, wie zum Beispiel beim Hausgimpel (Carpodacus mexicanus), der zu der Familie der Finken zählt.
(MPG, 06.11.2008 – NPO)