Entflohene Farmlachse werden zum Problem: Die Lachse sind fruchtbarer als gedacht und können sich mit wilden Artgenossen vermischen. Dadurch aber schleppen sie ihre für die Massenzucht optimierten Gene ein und machen die Wildlachse unfitter fürs freie Leben, wie britische Forscher jetzt warnen. Sie raten dringend zu genetischen Sterilisation der Farmlachse, wie es bei Forellen schon länger üblich ist.
Ein Großteil des heute verkauften Lachsfleischs stammt aus Aquakultur, meist aus Norwegen, aber auch Großbritannien. In diesen Lachsfarmen werden die Fische in Netzgehegen aufgezogen, bis sie schlachtreif sind. Dafür werden meist spezielle Lachszüchtungen eingesetzt, die sich besser als Wildlachse für die Netzhaltung eignen. „Farmlachse wachsen sehr schnell, sind aggressiv, aber nicht so clever wie ihre wilden Artgenossen, wenn es darum geht, Räubern zu entkommen“, erklärt Matt Gage von der University of East Anglia in Norwitch.
Aggressiv, aber dumm
Das Problem dabei: „Diese Merkmale sind zwar gut für die Produktion von Fisch für unsere Teller, aber nicht für die Stabilität der wilden Populationen“, so der Forscher. Denn sehr häufig entwischen Lachse den Gehegen und mischen sich unter ihre wilden Verwandten. Millionen sind es jedes Jahr, wie Gage erklärt. „In einigen norwegischen Flüssen sind schon bis zu 50 Prozent Farmlachse gezählt worden“, so der Forscher.
Bisher nahm man an, dass die entkommenen Farmlachse weniger fruchtbar sind als ihre wilden Artgenossen und sich daher kaum mit ihnen vermischen. Ihre für das Leben in Freiheit ungünstigen Eigenschaften gelangen daher kaum in den Genpool der Wildlachse – so dachte man jedenfalls. Doch Gage und seine Kollegen widerlegen dies nun mit einer Reihe von in-vitro-Fertilisations-Tests mit Lachslaich.