Energie

Erneuerbare Energien statt teurer Importe

Greenpeace-Studie: Konsequenter Umstieg würde sich auch wirtschaftlich lohnen

Windkraft: Erneuerbare Energiequelle als Alternative zu klimaschädlichen fossilen Brennstoffen. © freeimages

Die EU könnte die teuren Importe von Kohle, Öl und Gas künftig deutlich reduzieren – wenn sie jetzt konsequent auf erneuerbare Energie setzt. Das zeigt eine Studie im Auftrag von der Umweltorganisation Greenpeace. Steigert man den Anteil der Erneuerbaren bis 2030 um 40 statt um nur 27 Prozent, wie es die EU bisher plant, könnte dies langfristig die Abhängigkeit von Importen beenden, dem Klimaschutz dienen und sich sogar finanziell rentieren.

Erneuerbare Energiequellen versorgen Europa mehr und mehr mit grünem Strom. Der weitaus größere Anteil der Stromversorgung hängt jedoch noch immer von den klimaschädlichen fossilen Brennstoffen Kohle, Öl und Gas ab. Knapp über die Hälfte dieser Energieträger müssen die Staaten der Europäischen Union (EU) importieren, vor allem aus Russland. Diese Importe kosten jährlich 400 Milliarden Euro und machen die EU außerdem abhängig von den Lieferungen von außerhalb.

EU-Kommission setzt auf fossile Brennstoffe

Um diese Kosten zu senken und vor allem die Energieabhängigkeit von importiertem Öl und Gas zu beenden, gibt es zwei Szenarien: Die EU-Kommission setzt zum großen Teil weiter auf fossile Brennstoffe. Sie schlägt vor, den Anteil erneuerbarer Energien bis 2030 auf 27 Prozent zu steigern und den Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2) um 40 Prozent zu senken. Dem gegenüber steht das „Energy [R]evolution“-Szenario der Umweltorganisation Greenpeace, mit deutlich ehrgeizigeren Zielen im selben Zeitraum: Mindestens 45 Prozent erneuerbare Energien und 55 Prozent weniger CO2, zusätzlich soll der Energieverbrauch generell um 40 Prozent sinken.

In ihrem nun veröffentlichten Bericht haben die Umweltschützer beide Szenarien einander gegenübergestellt und durchrechnen lassen, welche Investitionen, Kosten und Vorteile jeweils anfallen würden. Beteiligt waren Forscher des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt der Firma Ludwig-Bölkow-Systemtechnik. Der Bericht kommt zu einem vernichtenden Ergebnis: „Die Pläne der EU-Kommission sind völlig unzureichend“, urteilt Greenpeace-Energieexperte Sven Teske, der Hauptautor des Berichts.

45 Prozent weniger Energieimporte

Ein Beispiel: Selbst wenn die EU alle eigenen Gas-, Öl- und Kohlereserven nutzt, müssten 2030 immer noch 255 Milliarden Kubikmeter Gas, 2,8 Milliarden Barrel Öl und 81 Millionen Tonnen Kohle eingekauft werden, so die Berechnungen. Mit den Zielen des Greenpeace-Szenarios ließen sich davon 25 Prozent Gas und 40 Prozent des Öls einsparen. Kohle müsste ab 2030 überhaupt nicht mehr importiert werden. Insgesamt benötigt die EU nach dem Greenpeace-Vorschlag 45 Prozent weniger Energieimporte als nach ihren eigenen Plänen.

Das eingesparte Geld könnte die Energiewende weiter voran bringen, denn der stärkere Ausbau regenerativer Energien erfordert Investitionen: Die Umweltorganisation veranschlagt rund 1,75 Billionen Euro bis zum Jahr 2030. Das sind rund zehn Prozent oder zehn Milliarden Euro jährlich mehr als im EU-Szenario, das von 1,55 Billionen Euro an Investitionen ausgeht. Allerdings ließen sich diese Kosten mit den Ersparnissen durch geringeren Brennstoffbedarf mehr als ausgleichen, sagen die Forscher.

Klimaschutz, Arbeitsplätze, Energieunabhängigkeit

Langfristig zeigt sich die „Energy [R]evolution“ auch finanziell rentabel: So steigt der Preis der Stromerzeugung im Greenpeace-Szenario bis 2020 zunächst um 0,7 Cent pro Kilowattstunde an, verglichen mit den Plänen der EU-Kommission. Danach sinkt der Preis des grünen Stroms laut den Berechnungen jedoch wieder, und bis 2050 kostet eine Kilowattstunde sogar 2,5 Cent weniger.

Hinzu kommt der sinkende CO2-Ausstoß: Greenpeace rechnet mit 60 Prozent weniger Emissionen des Treibhausgases bis 2030, nach den EU-Kommissionsplänen sind es lediglich 40 Prozent. „Erneuerbare Energien nutzen dem Klimaschutz, schaffen Arbeitsplätze und sind das beste Rezept für Energieunabhängigkeit“, fasst Teske zusammen, und appelliert: „Wenn jeder begriffen hat, dass Effizienz für die Energiesicherheit und den Klimaschutz eine wichtige Rolle spielt, müssen jetzt ambitionierte Ziele folgen.“

Vollständiger Bericht zum

Download (pdf, 1.9MB)

(Greenpeace, 26.06.2014 – AKR)

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