Aus den Händen von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel hat gestern in Berlin Elmar Schäfer, Bundesvorsitzender der Katholischen Landjugendbewegung (KLJB), für das „globale Dorf“ beim Weltjugendtag den Europäischen Solarpreis 2005 von EUROSOLAR in Empfang genommen.
Mit dem Bau dieses ökologischen Begegnungszentrums sei es gelungen, „die Zukunftsidee erneuerbarer Energien von Bonn aus in die ganze Welt zu tragen“, betonte DBU-Generalsekretär Fritz Brickwedde die Preisvergabe. „Wenn wir auch
künftigen Generationen ermöglichen wollen, unter guten Umweltbedingungen zu leben, müssen wir neue Wege in der Energieversorgung gehen.“
Weitere Auszeichnungen, die EUROSOLAR seit 1994 jährlich an Kommunen, Unternehmen, Einzelpersonen sowie an Organisationen vergibt, die sich besonders um die Nutzung der Sonnenenergie verdient gemacht haben, erhielten unter anderem:
– das Bioenergiedorf Jühnde mit einer energetischen Vollversorgung durch Biomasse
– die Westfalenhallen Dortmund GmbH für ihr „Solares Engagement“
– die Solitem Gmbh für die Entwicklung eines Systems solarer Klimatisierung oder
– Mechtild Rothe, Mitglied des Europäischen Parlaments für ihr besonderes persönliches Engagement
„global village“-Projekt
Das Projekt der KLJB zeigte nach Ansicht der Jury im Rahmen des Weltjugendtags 2005 beispielhaft die Beziehung zwischen der Verantwortung des Menschen gegenüber der Schöpfung und seinem Handeln. In diesem Zusammenhang wurden die Themen Erneuerbare Energien und Klimaschutz den Besuchern „anschaulich präsentiert, die in großer Zahl und mit viel Interesse den Veranstaltungsort besuchten“, heißt es in der Begründung von EUROSOLAR, der Europäischen Vereinigung für Erneuerbare Energien.
So nahmen über 4.000 Besucher des Weltjugendtags am 17. August 2005 am Richtfest der Solarkirche im „global village“ teil, deren Dach mit 120 Quadratmetern Photovoltaikmodulen bedeckt war und die das Motto der Veranstaltung architektonisch verkörperte. Arbeitskreise, Demonstrationsobjekte und Vorträge halfen den Besuchern, sich mit dem Spektrum Erneuerbarer Energien vertraut zu machen. Das taten sie etwa im „Energie-Bauernhof“ zur Biomassenutzung, aber auch zum Gebrauch von Holzpellets in Privathaushalten. EUROSOLAR: „Gleichzeitig stieß das Projekt auf ein überaus hohes mediales Interesse, so dass der Gedanke des ‚global village‘ eine noch viel größere Zahl von Menschen erreichen konnte.“
Mittlerweile hat die Holzkirche als zentrales Element des „globalen Dorfes“ nicht nur einen neuen Standort, sondern auch eine neue Funktion: Auf einem eigenen Grundstück in Oesede bei Osnabrück nutzt sie die Katholische Landvolkhochschule (KLVHS) für den wöchentlichen Gottesdienst. Dabei demonstriert das Holzgebäude neuerdings nun, wie nachwachsende Rohstoffe als Dämmstoffe eingesetzt werden können.
Bioenergiedorf Jühnde
Dass eine Vollversorgung mit Erneuerbaren Energien möglich ist, belegen inzwischen diverse Studien. Dennoch besteht diesbezüglich immer noch eine große Skepsis bei vielen Menschen. Um so wichtiger ist es nach Ansicht von EUROSOLAR, dass es schon heute Beispiele einer solchen funktionierenden Energieversorgung gibt: Das Bioenergiedorf Jühnde in Norddeutschland hat die Strom- und Wärmeversorgung vollständig auf Erneuerbare Energien umgestellt. Die Energieversorgung übernimmt eine Bioenergieanlage, die aus einer Biogasanlage mit 700 kW und einem Holzhackschnitzelheizwerk mit 550 kW besteht, die Verteilung der Wärme erfolgt über ein Nahwärmenetz mit einer Gesamtlänge von 5500m. Die Anlage wird ausschließlich mit lokalen Rohstoffen betrieben, was der Region zugute kommt: Biogas wird aus der Gülle von 800 Kühen und 1400 Schweinen, Gras, Grünschnitt und anderen Pflanzen produziert und befeuert ein BHKW, das jährlich 4.000.000 kWh Strom produziert. Im Sommer reicht die Verbrennungswärme für Heizung und Warmwasseraufbereitung, im Winter kommt unterstützend die Holzhackschnitzelanlage hinzu.
Das Projekt, das von den Universitäten Göttingen und Kassel wissenschaftlich begleitet wird, ist inzwischen nicht nur bundesweit sondern in der ganzen Welt bekannt geworden und zieht eine Vielzahl von Besuchern an, den hier vermittelt wird, dass eine energetische Vollversorgung aus Erneuerbaren Energien bereits heute keine Utopie ist, sondern eine nachhaltige Alternative mit ökologischen, wirtschaftlichen und regionalen Vorteilen gegenüber einer konventionellen Energieversorgung.
Entwicklung eines Systems solarer Klimatisierung
Die SOLITEM GmbH zeigt, so die Würdigung der Jury, exemplarisch die vielfältigen Vorteile der Nutzung Erneuerbarer Energien: Unter der Führung von Ahmet Lokurlu wurde eininnovatives solares Klimatisierungssystem entwickelt und zur Marktreife gebracht. Grundlage des Systems ist ein weiterentwickelter Parabolrinnenkollektor, bei dem die nutzbare Austrittstemperatur von derzeit max. 100-110 °C (Vakuumröhrenkollektoren) auf 200 °C angehoben wurde.
Durch die deutliche Leistungssteigerung ist es möglich, die Emissionsbelastung bis zu 100 Prozent und die Kühlkosten um bis zu 50 Prozent zu reduzieren. Bedenkt man, dass in den Mittelmeeranrainerstaaten bis zu 40 Prozent des Stromverbrauches auf Klimatisierung zurückzuführen sind, besteht hier sowohl ein großes Stromeinsparungs- als auch ein enormes Marktpotential. Im Iberotel Sarigerme an der Türkischen Ägäisküste kam die Entwicklung zum ersten Mal zum Einsatz und beweist ihre Tauglichkeit im Dauereinsatz, jährlich werden hier 70-85 Tonnen CO2 vermieden. Weitere Vorhaben werden momentan in Hotels in der Türkei sowie einer Klinik in Jordanien realisiert. Die Tätigkeit der Solitem GmbH vereint Innovativität, Wirtschaftlichkeit und ökologische Nachhaltigkeit durch eine standortangepasste dezentrale Nutzung der Solarenergie und zeigt somit eindrucksvoll die Perspektiven der Solarenergienutzung.
(DBU, EUROSOLAR, 08.12.2005 – DLO)