Gefährdete Sprachen: Von den weltweit rund 7.000 anerkannten Sprachen könnten noch im Laufe dieses Jahrhunderts 1.500 aussterben, wie eine Studie enthüllt. Demnach werden viele indigene Sprachen von immer weniger Muttersprachlern gesprochen und nur noch selten an die nächste Generation weitergegeben. Ein Risikofaktor ist zum Beispiel eine lange Schulbildung, die Minderheitensprachen vernachlässigt. Um die Sprachenvielfalt zu bewahren, sind den Autoren zufolge aktive Schutzbemühungen erforderlich.
Unsere Sprache prägt, wie wir denken: Studien haben gezeigt, dass wir je nach Sprache unsere Umwelt unterschiedlich wahrnehmen, einen anderen Fokus bei Entscheidungen setzen und sogar moralische Fragen unterschiedlich beantworten. Jede Sprache hat individuelle Merkmale, die aus der Kulturgeschichte ihrer Sprecher hervorgegangen sind. In vielen Regionen der Welt werden allerdings Minderheitensprachen verdrängt und drohen zu verschwinden.
Mehr als jede dritte Sprache ist bedroht
Ein Team um Lindell Bromham von der Australian National University in Canberra hat nun erstmals global erhoben, welcher Anteil der derzeit noch gesprochenen Sprachen gefährdet ist und welche Risikofaktoren dazu beitragen. „Wir haben festgestellt, dass sich der Sprachverlust ohne sofortiges Eingreifen in den nächsten 40 Jahren verdreifachen könnte“, sagt Bromham. „Bis zum Ende dieses Jahrhunderts könnten 1.500 Sprachen nicht mehr gesprochen werden.“
In ihre Analyse bezogen die Forscher 6.511 Sprachen ein – mehr als 90 Prozent der heute auf der Welt gesprochenen Sprachen. Für diese Sprachen erhoben sie jeweils, wie viele Muttersprachler sie sprechen, wie alt die Sprecher sind und ob die Sprache noch an Kinder weitergegeben wird. Sprachen, die immer weniger Muttersprachler haben, stuften die Forscher als „bedroht“ ein; solche, die nicht mehr an Kinder weitergegeben werden, als „gefährdet“ – oder, wenn sie nur noch von älteren Menschen gesprochen werden, als „stark gefährdet“.