Ökologie

11.000 fremde Arten erobern Europa

Erste umfassende Übersicht über tierische und pflanzliche Einwanderer erschienen

Amerikanischer Nerz © André Künzelmann / UFZ

Mehr als 11.000 nichteinheimische Arten leben heute bereits in Europa: Dies geht aus der ersten umfassenden Übersicht hervor, die ein internationales Wissenschaftlerteam im Rahmen des DAISIE-Projektes (Delivering Alien Invasive Species Inventory for Europe) erstellt hat.

Innerhalb der dreijährigen Studie wurden von den über 100 beteiligten Forschern auch die Auswirkungen dieser Invasion auf Umwelt und Gesellschaft untersucht.

Keine harmlosen Besucher

Die Mehrzahl der über 11.000 nichteinheimischen Arten verursacht danach keine Schäden. Rund 15 Prozent der Spezies haben jedoch ökonomische Folgen. Ebenfalls 15 Prozent der Arten beeinträchtigen die biologische Diversität, das heißt sie betreffen die Umwelt, einzelne Lebensräume, einheimische Pflanzen, Tiere oder Mikroorganismen. Zu den 100 gefährlichsten invasiven Arten zählen die Wissenschaftler beispielsweise den Amerikanischen Nerz (Mustela vision). Dieser wird auch Mink genannt und verdrängt den Europäischen Nerz (Mustela lutreola), der inzwischen zu den bedrohtesten Säugetierarten Europas zählt.

Wissen ermöglicht Handeln

Vor der Veröffentlichung der Ergebnisse des DAISIE-Projektes wurden sowohl Anzahl als auch Auswirkungen der Schäden durch nichteinheimische Arten in Europa vor allem außerhalb der Landwirtschaftszone und der Forstwirtschaft beziehungsweise bei Arten, die nicht die menschliche Gesundheit beeinträchtigen, stark unterschätzt. Das Fehlen verlässlicher Angaben führte in vielen europäischen Staaten zu Passivität bei der Bekämpfung nichteinheimischer Arten, was sich zunehmend katastrophal auf Europas Biodiversität, Gesundheit und Wirtschaft auswirkt.

Warum brauchen wir diese Information?

Denn nichteinheimische Arten können nach Angaben der DAISIE-Wissenschaftler einen bedeutenden Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt haben, da sie unter anderem neue Krankheiten übertragen können, Ökosystemprozesse verändern, die Biodiversität reduzieren, Kulturlandschaften beeinträchtigen, den Erholungswert der Landschaft und von Wasserflächen mindern können. Solche fremden Arten können Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen sein, die mit menschlicher Hilfe aus ihrem natürlichen Habitat in einen neuen Lebensraum verbracht wurden.

DAISIE (2009): Handbook of alien species in Europe, Springer © Springer / UFZ

Fundierte Entscheidungen

Die Informationen im DAISIE-Buch „Handbook of alien species in Europe“, das soeben erschienen ist, und die im Internet frei zugängliche Datenbank unter www.europe-aliens.org sind äußerst wichtig im Kampf gegen biologische Invasionen in Europa.

Das durch DAISIE verfügbare Wissen dient der Dokumentation aktueller Invasionen und erlaubt, neue Invasionen und ihr Ausmaß vorherzusagen, so die Forscher. Wichtige Angaben zur Früherkennung, Ausrottung oder Kontrolle von Arten werden ebenfalls für Entscheidungsträger, Umweltplaner und weitere Betroffene zur Verfügung gestellt.

(idw – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – UFZ, 24.11.2008 – DLO)

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