Archäologie

11.000 Jahre alte Bettwanzen gefunden

Die ältesten Verwandten der Parasiten befielen nur Fledermäuse

Von Verwandten der heutigen Bettwanze Cimex lectularius wurden 5.100 bis 11.000 Jahre alte Fossilien gefunden. © CDC/Harvard University / Piotr Naskrecki

Plagegeister der Vergangenheit: In einer Höhle in Oregon haben Archäologen Fossilien von Bettwanzen entdeckt. Mit 5.100 bis 11.000 Jahren sind diese Funde die ältesten dieser Tiergruppe, die jemals entdeckt wurden. Sie erlauben spannende Einblicke in die Entwicklung der Blutsauger.

Bettwanzen sind Insekten, die sich auf den Menschen als Wirt spezialisiert haben. Tagsüber verstecken sie sich in dunklen Ecken des Schlafzimmers, nachts gehen sie auf Nahrungssuche und saugen unser Blut. Die bisher ältesten Funde der Cimicidae, wie die biologische Familie der Bettwanzen genannt wird, stammten aus Ägypten. Dort wurden 1999 die 3.500 Jahre alten Überreste von „Cimicids“ entdeckt.

Fund in alten Höhlen

In den Paisley-Höhlen in Oregon stießen die Archäologen um Dennis Jenkins und Martin Adams von der University of Oregon nun auf die noch älteren Überreste von gleich drei verschiedenen Bettwanzen-Arten. Das Alter ihrer Funde schätzten die Forscher auf 5.500 bis 11.000 Jahre. Damit sind sie die bei weitem ältesten bekannten Verwandten der gemeinen Bettwanze Cimex lectularius.

Doch im Gegensatz zu der Bettwanze, die heute als Blutsauger in Hotelzimmern oder Matrazen lauert, hatten die drei fossilen Bettwanzen-Arten Cimex pilosellus, Cimex latipennis und Cimex antennatus eine andere Beute als den Menschen im Visier: Sie saugten offenbar ausschließlich das Blut von Fledermäusen.

Wirtswechsel blieb aus

Spannend ist die Beschränkung auf Fledermäuse als Wirt deshalb, weil die Bettwanzen nach gängiger Lehrmeinung einst von den Fledermäusen auf den Menschen übergingen. Erst durch diesen Wirtswechsel vor tausenden von Jahren wurden sie zu den Humanparasiten, wie wir sie bis heute in Form der Bettwanzenarten Cimex lectularius und Cimex hemipterus kennen.

Zu jener Zeit lebten die Menschen in Europa, Asien und Afrika noch vorwiegend in Höhlen und teilten sich diesen Lebensraum häufig mit Feldermäusen. Forscher vermuten, dass während dieser engen Koexistenz die Bettwanzen irgendwann auf den Menschen als Wirt übergingen. Die Arten in den Paisley-Höhlen haben jedoch diesen Sprung von der Fledermaus auf den Menschen nicht vollzogen, wie Koautor Martin Adams berichtet.

Warum blieben die Blutsauger bei Fledermäusen?

Warum die in den Paisley-Höhlen gefundenen Bettwanzen auf Fledermäuse als Wirt beschränkt blieben, ist unklar: „Waren die Cimicid-Populationen zu klein, um sich außerhalb der Höhle zu etablieren oder waren die Wirts-Populationen zu klein?“, spekuliert Adams.

Auch die Bedingungen der Außenwelt könnten nach Ansicht der Forscher eine Rolle gespielt haben. Möglicherweise waren die Wanzen nicht imstande, der Umgebung außerhalb der Höhle längere Zeit zu trotzen. „In Anbetracht der Tatsache, dass die Paisley-Höhlen nur saisonal von den Menschen bewohnt wurden, waren die Menschen vielleicht zu viel unterwegs, oder die Wanzen waren nicht im Stande, den Bedingungen außerhalb der Höhle längere Zeit zu trotzen“, überlegt Adams. „Oder gab es andere Ursachen? Ich arbeite gerade daran, diese letzten archäologischen Fragen zu beantworten.“ (Journal of Medical Entomology, 2017; doi: 10.1093/jme/tjx057)

(Entomological Society of America, 05.04.2017 – CLU)

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