Geschickt erlegt: Unsere Vorfahren machten offenbar mit erstaunlich raffinierten Methoden Jagd auf Mammuts. Darauf deutet nun ein rund 15.000 Jahre alter Fund aus Mexiko hin. Das Besondere: Neben sterblichen Überresten der eiszeitlichen Dickhäuter stießen die Forscher auf offenbar von Menschenhand geschaffene Gruben – ihrer Ansicht nach handelt es sich um Mammutfallen. Dies wirft ein ganz neues Licht auf die frühen Jäger und Sammler.
Sie gelten als die Symboltiere der letzten Eiszeit. Jahrtausende lang waren Mammuts die am weitesten verbreiteten Großsäuger auf unserem Planeten. Doch mit der zunehmenden Klimaerwärmung wurde es für die eiszeitlichen „Weltbürger“ immer ungemütlicher – die meisten von ihnen starben vor circa 10.000 Jahren aus. Neben den klimatischen Veränderungen könnte allerdings auch der Mensch zum Verschwinden der Dickhäuter beigetragen haben. Denn unsere Vorfahren machten Jagd auf Mammuts.
Von Menschen angelegte Gruben
Ein Fund aus Mexiko enthüllt nun, dass die Jäger und Sammler dabei schon früh überraschend ausgefeilte Methoden nutzten: Forscher um Pedro Sánchez Nava vom Nationalen Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH) haben in Tultepec, nördlich von Mexiko-Stadt, die Überreste von mindestens 14 Mammuts entdeckt. Insgesamt stießen sie auf dem Gelände einer geplanten Abfalldeponie auf 824 einzelne Knochen.
Schnitt- und Ritzspuren an einigen dieser sterblichen Überreste deuten darauf hin, dass die Mammuts geschlachtet wurden. Das eigentlich Besondere aber sind nicht die Knochen dieser Elefantenvertreter selbst. Die Wissenschaftler legten bei ihren Ausgrabungen auch zwei Gruben von 1,70 Meter Tiefe und 25 Meter Durchmesser mit fast geraden Wänden frei. Sie sind sich sicher: Es handelt sich um von Menschenhand geschaffene Mammutfallen.
Organisierte Jagd
Dank Ascheschichten, die sich einem Ausbruch des Vulkans Popocatepetl zuordnen lassen, konnten Sánchez Nava und seine Kollegen den Fund auf ein Alter von 14.700 Jahren datieren. Damit stammt er aus einer Zeit, in der in der Region gerade erst die ersten Menschen angekommen waren.
Dies wirft nun auch ein neues Licht auf das Jagdverhalten dieser frühen Siedler. Bislang gingen Forscher davon aus, dass die Jäger und Sammler Mammuts damals nur gelegentlich angriffen, wenn sie leichte Beute waren – sei es, weil sie in einem Sumpf feststeckten oder verletzt waren. Die offenbar gezielt angelegten Fallen sprechen nach Ansicht des Teams allerdings für etwas Anderes: eine organisierte Jagd mit fortschrittlichen Methoden.
Beutefang in Gruppenarbeit
„Der Fund verändert unser Denken über die Interaktion zwischen Jäger-und-Sammler-Gruppen und diesen riesigen Pflanzenfressern grundlegend“, konstatiert Sánchez Nava. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Jäger die großen Säugetiere in Gruppenarbeit in die Gruben trieben. Demnach waren wahrscheinlich 20 bis 30 Personen nötig, um eine Mammutherde mithilfe von Fackeln und Waffen in Unruhe zu versetzen und einzelne Tiere von der Gruppe zu trennen. Dies deute auf ein erstaunlich hohes Maß an sozialer Organisation hin.
Gleichzeitig legt die spezielle Anordnung einiger Knochen am Fundort nahe, dass die Mammuts teilweise ritualisiert „bestattet“ wurden. Womöglich erwiesen die Jäger ihrer hart erkämpften Beute so eine gewisse Ehre, wie das Team spekuliert.
Nicht die einzigen Fallen?
In Zukunft wollen Sánchez Nava und seine Kollegen Ausschau nach weiteren Mammutfallen in der Region halten. Wie sie berichten, wurden in der Gegend bereits zuvor Ansammlungen von Mammut-Überresten entdeckt. Womöglich lassen sich im Umfeld dieser Funde noch mehr Fallgruben finden – und damit weitere Hinweise auf das Jagdverhalten der frühen Siedler Mexikos.
Quelle: Nationales Institut für Anthropologie und Geschichte (INAH)