Das Jahr 2009 war auf der Südhalbkugel das wärmste Jahr seit 1880, global gesehen das zweitwärmste. Und dies, obwohl der Winter in einigen Regionen extrem kalt war. Das zeigt eine neue Analyse der globalen Oberflächentemperaturen durch die NASA. Nach Ansicht der Wissenschaftler zeigt dies, dass der Erwärmungstrend weiter anhält – trotz manchmal scheinbar widersprechender Wetterereignisse.
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Schon seit Jahren gilt das jeweils letzte Jahrzehnt als das wärmste in der Geschichte der Wetteraufzeichnungen. Seit 1880, dem Beginn der Meteorologie mit modernen Instrumenten, zeigt sich ein deutlicher Trend zur Erwärmung, der sich nur zwischen den 1940er und 1970er Jahren abschwächte. Insgesamt stiegen die globalen Temperaturen seit 1880 um rund 0,8°C. In diese Entwicklung reiht sich nun auch das Jahr 2009 nahezu nahtlos ein. Das zeigen neue Analysen des Goddard Institute for Space Studies (GISS) der NASA.
Forscher um James Hansen, den Leiter des GISS, werteten dafür Daten aus drei Quellen aus: Wetterdaten von mehr als 1.000 Wetterstationen an Land, Satellitenmessungen der Meeresoberflächentemperaturen und Resultate von Messungen antarktischer Forschungsstationen.
Rekordwärme trotz La Nina
Das Ergebnis: Obwohl das La Nina-Phänomen im Pazifik dafür sorgte, dass 2008 deutlich kühler war als normal, holte das folgende Jahr alles wieder auf: 2009 erreichten die Temperaturen erneut Rekordwerte. Nur wenig kühler als das wärmste Jahr überhaupt, 2005, war 2009 das zweitwärmste Jahr in der Geschichte der modernen Wetteraufzeichnungen; auf der Südhalbkugel der Erde sogar das wärmste. Der Trend zur Erwärmung, so schlussfolgern die Forscher, hält weiter an.
„Es gibt immer großes Interesse für die jährlichen Temperaturbilanzen und die Rangfolge, aber dies geht oft am entscheidenden Punkt vorbei“, so Hansen. „Es gibt substanzielle Jahr-zu-Jahr-Schwankungen der globalen Temperaturen, verursacht durch den tropischen El Nino-La Nina-Zyklus. Wenn wir die Temperaturen über fünf oder zehn Jahre hinweg mitteln um diese Variabilität auszugleichen, stellen wir fest, dass die globale Erwärmung ungebrochen weiter anhält.“
Extrem kalter Winter nur lokal, Arktis ungewöhnlich warm
Und diese Entwicklung widerspricht manchmal auch der subjektiven Empfindung: Denn 2009 erreichte die Rekordtemperaturen, obwohl ein Kälteeinbruch im Dezember 2009 weite Teile Nordamerikas mit Schnee und Eis überzog. Ein Hochdruckgebiet aus der Arktis hatte den normalerweise von Ost nach West wehenden Jetstream verdrängt und kalte Polarluft weit nach Süden transportiert. Im Gegenzug allerdings wanderte mildere Luft aus den gemäßigten Breiten weit nach Norden und beschwerte der Arktis einen ungewöhnlich warmen Winter.
„Hier zeigt sich der Widerspruch zwischen den Messergebnissen und der allgemeinen Wahrnehmung von Klimatrends“, erklärt Hansen. „In der letzen Dekade hat die globale Erwärmung nicht pausiert, trotz anderer Eindrücke.“
(NASA/GISS, 22.01.2010 – NPO)