Moskau, Istanbul, Schanghai und Peking: Sie gehören zu den 25 Städten weltweit, die zusammen mehr als 52 Prozent der urbanen Treibhause freisetzen – und damit auch insgesamt einen großen Anteil der Emissionen. Pro Kopf gerechnet liegen dabei noch immer die Städte der westlichen Industriestaaten und Chinas vorn, wie eine Vergleichsstudie von 167 Großstädten weltweit zeigt. Während viele Städte ihren CO2-Ausstoß verringern, steigen die Werte einiger Metropolen stark an, darunter ist neben Rio de Janeiro auch Venedig.
Obwohl Ballungsräume und Großstädte nur rund zwei Prozent der Landfläche weltweit ausmachen, ist ihr CO2-Fußabdruck erheblich. Alle Städte zusammen sind für mehr als 70 Prozent der Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Die Konzentrationen von Menschen, Industrie und anderen Produktionsstätten in urbanen Gebieten macht sie zu Hotspots des Energieverbrauchs. Entsprechend groß ist ihre Bedeutung für den Klimaschutz: Nur wenn sich in den Ballungsräumen etwas ändert, werden auch die weltweiten CO2-Emuissionen ausreichend absinken.
Wie viele Treibhausgase Städte weltweit emittieren, haben nun Ting Wie von der Sun-Yat-sen-Universität im chinesischen Guangzhou und seine Kollegen ermittelt. Dafür wählten sie 167 in Größe und Struktur repräsentative Städte aus 52 Ländern und von allen bewohnten Kontinenten aus und analysierten deren Emissionen sowohl in absoluten Werten als auch pro Kopf. Zudem ermittelten sie, welche Sektoren für die Emissionen verantwortlich sind und ob der CO2-Ausstoß seit 2012 gestiegen oder gefallen ist.
Chinas Ballungsräume emittieren am meisten
Das Ergebnis: 25 Städte stoßen so viele Treibhausgase aus, dass sie zusammen für 52 Prozent aller urbanen Treibhaus-Emissionen verantwortlich sind. In den absoluten Emissionswerten liegen dabei mehrere chinesische Ballungsräume ganz vorne, darunter das Industriezentrum Handan im Osten Chinas mit mehr als 200 Megatonnen CO2-Äquivalenten, gefolgt von Schanghai, Suzhou, Dalian und Peking. In Europa sind Moskau mit gut 100 und Istanbul mit mehr als 80 Megatonnen CO2-Äquivalenten die größten Emittenten. In den USA liegen New York City, Los Angeles und Houston mit etwa 50 Megatonnen CO2-Äquivalenten vorne.
Anders sieht die Verteilung allerdings aus, wenn man die Pro-Kopf-Emissionen anschaut: „Asien hat zwar die größten CO2-Emittenten bei den absoluten Zahlen, aber bei den Pro-Kopf-Werten liegen die Großstädte der westlichen Industrieländer im Allgemeinen noch höher als in den Entwicklungs- und Schwellenländern“, berichten Wie und seine Kollegen. Hier liegen einige Ballungsräume in den USA und Australien vorne. Allerdings haben auch einige chinesische Megacitys inzwischen ähnlich hohe Werte wie westliche Metropolen erreicht.
Stärkste Abnahme in Oslo, größte Zunahme in Rio de Janeiro
Interessant auch: 30 der 46 über mehrere Jahre untersuchten Städte zeigen seit 2012 einen klaren Trend zur Reduktion ihrer Treibhausgas-Emissionen, wie die Forscher feststellten. Am stärksten sank der Pro-Kopf-Ausstoß von CO2 dabei in Oslo, Houston, Seattle und Bogota. Insgesamt haben 113 der 167 Städte sich konkrete Ziele zur Senkung ihrer Emissionen gesetzt. 40 Metropolen streben eine CO2-Neutralität an.
Aber es gibt auch die Gegenbewegung: Einige Ballungsräume stießen 2016 deutlich mehr CO2 aus als noch 2012. Die größten Pro-Kopf-Zunahmen der Emissionen verzeichneten die Forscher für Rio de Janeiro und Curitiba in Brasilien, sowie Johannesburg und Venedig.
Gebäude und Industrie haben den größten Anteil
Den größten Anteil an den urbanen Emissionen hat der stationäre Energieverbrauch – der Strom, der von Wohn- und Bürogebäuden, aber auch Industrieanlagen benötigt wird. In Städten Europas und Nordamerikas ist er für 60 bis 80 Prozent der urbanen CO-Emissionen verantwortlich, wie die Analyse ergab. In China ist es ähnlich, allerdings ist dort die Industrie mit Abstand der größte Emittent. Der Straßenverkehr macht dagegen weniger als ein Drittel des CO2-Ausstoßes aus.
„Insgesamt geben diese Ergebnisse zu denken, denn die großen Städte der Industrieländer erzeugen zwar den größten Anteil der Treibhausgase, die Folgen des Klimawandels muss aber die gesamte Welt ertragen und die ärmeren Regionen sind besonders schlecht dagegen gewappnet“, konstatieren Wie und seine Kollegen. (Frontiers in Sustainable Cities, 2021; doi: 10.3389/frsc.2021.696381)
Quelle: Frontiers