Spektakuläre Einblicke: Zum ersten Mal ist es Meeresforschern gelungen, die einzigartige Welt eines Unterwasser-Canyons dreidimensional zu kartieren. Zwei Tauchroboter lieferten dabei faszinierende Aufnahmen und Daten aus dem Whittard-Canyon vor Irland. Sie enthüllen 80 Meter hohe Strömungswellen ebenso wie skurrile Oktopusse am Grund der tiefen Meeresschlucht. Die schwer zugänglichen Meerescanyons gelten als Hotspots der Artenvielfalt, sind aber bisher kaum erforscht.
Unterwasser-Canyons graben sich hunderte und sogar tausende Meter tief in die Schelfgebiete der Kontinente ein. Einige dieser zerklüfteten Schluchten sind sogar tiefer als der Grand Canyon. Doch für die Lebenswelt im Ozean sind sie eine echtes Paradies. Denn die Kliffs und der schlammige Grund der Canyons bieten unzähligen Meerestieren einen Lebensraum. Doch für uns Menschen sind diese riesigen Kerben im Meeresgrund oft unzugänglicher als der Mount Everest. Entsprechend wenig erforscht ist diese einzigartige Welt.
150 Meter hohe Steilklippen
Jetzt jedoch ist es Meeresforschern um Veerle Huvenne vom National Oceanography Centre (NOC) in Southampton erstmals gelungen, ein detailliertes Bild eines dieser Unterwasser-Canyons zu gewinnen. Mit Hilfe von Sonardaten eines Forschungsschiffs und den Aufnahmen zweier verschiedener autonomer Tauchroboter kartierten sie den Whittard Canyon vor der Küste Irlands.
„Die Morphologie dieses Canyons ist spektakulär“, sagt Huvenne. „Wir haben Steilklippen von bis zu 150 Metern Höhe und 1,6 Kilometern Länge entdeckt.“ Solche vertikalen Klippen in einem Canyon vollständig abzubilden und zu kartieren sei bisher noch niemandem gelungen. Denn die engen, gewundenen Schluchten sind für größere Tauchroboter nicht passierbar. Zudem machen starke Strömungen den Aufenthalt in den Canyons extrem gefährlich.