Wie sieht es eigentlich unter unseren Füßen aus? Diese Frage kann man künftig an jeder Stelle im Stadtgebiet von Halle (Saale) auf den Meter genau beantworten. Denn ein 3D-Modell erlaubt ungeahnte Einblicke in die 24 Gesteinsschichten im Untergrund. Halle ist damit eine der ersten Städte in Deutschland, die ein derartig hoch auflösendes und detailliertes 3D-Volumenmodell seines geologischen Untergrundes flächendeckend besitzt. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „365 Orte im Land der Ideen“ können sich nun auch Besucher am 29. Januar 2007 über dieses 3D-Modell informieren.
„Wir zeigen, wie es unter unseren Füßen aussieht“, erklärt Professor Peter Wycisk von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Der Hydro- und Umweltgeologe hat mit seinem Team am Institut für Geowissenschaften ein digitales geologisches 3D-Modell für das 135 Quadratkilometer umfassende Stadtgebiet Halles erstellt. Die Genauigkeit der Modellierung beträgt in der Horizontalen 40 Meter und die vertikale Auflösung liegt in Abhängigkeit von Eingangsinformationen im Zentimeterbereich. Das Projekt wurde gemeinsam mit der Stadt Halle realisiert, die die Daten zur Verfügung stellte. Das Modell zeigt 24 verschiedene Gesteinsschichten und erlaubt völlig neue Einblicke in die Unterwelt der Stadt.
Einsatz in Forschung, Tourismus und Stadtplanung
„Es dient sowohl wissenschaftlichen als auch technischen Interessen, kann aber auch für stadtgeschichtliche, touristische und pädagogische Zwecke genutzt werden“, erläutert Wycisk. Denn neben der Visualisierung des geologischen Untergrundes der Stadt in unterschiedlichen Tiefen, stellt das Raummodell die Grundlage für ein künftiges rechnergestütztes Informations- und Prognosesystem dar. In Zukunft kann es für weitere Anwendungen im Bereich der Stadt- und Umweltplanung sowie im Grundwasser- und Umweltschutz als Grundlage eines erweiterbaren Informations- und Entscheidungsunterstützungssystems (DSS) genutzt werden.
Wie das Modell aussieht, welche Untersuchungen es erlaubt und wer es wie nutzen könnte, das erläutern die Hydro- und Umweltgeologen am 29. Januar 2007 auf dem Weinberg Campus der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dieser ist an diesem Tag der ausgewählte Ort in der Reihe „365 Orte im Land der Ideen“ – „eine Anerkennung, über die wir uns sehr freuen“, sagt Peter Wycisk. „Wir möchten die Gelegenheit gleich nutzen und zeigen, dass auch andere Forscher der Universität mit moderner Technik ihre wissenschaftliche Arbeit zu visualisieren verstehen.“ Unter anderem zeigen die Kartographen interaktive multimediale Präsentationen aus den Beispielregionen Halle, Halbinsel Fischland-Darß-Zingst und den Bergbaufolgelandschaften der Region Bitterfeld.
Weitere Innovation im „Land der Ideen“
Darüber hinaus sind auch weitere Fachbereiche an den Ausstellungen beteiligt. So führen Mathematiker den Einsatz von Simulationssoftware bei der computergestützten Entwicklung von Straßen- und Schienenfahrzeugen vor. Informatiker hingegen präsentieren ein ikonografisches Szenengedächtnis, das Bilder einer Kamera effizient repräsentiert und zum Beispiel für Serviceroboter zur Verfügung stellen kann. Agrar- und Ernährungswissenschaftler informieren über ein E-Learning-System, das vielfältige Möglichkeiten bietet, komplexe Zusammenhänge zu veranschaulichen.
Der Wettbewerb „365 Orte im Land der Ideen“ ist ein Projekt im Rahmen der Kampagne „Deutschland – Land der Ideen“, die seit 2006 ein Bild von Deutschland als innovatives, weltoffenes und begeisterungsfähiges Land vermittelt. Es handelt sich um eine gemeinsame Standortinitiative der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft. Schirmherr ist Bundespräsident Horst Köhler, Koordinator die FC Deutschland GmbH. In der zweiten Runde des Projekts „365 Orte im Land der Ideen“ hatten sich mehr als 1.500 Einrichtungen, Vereine, Verbände und Initiativen um die Auszeichnung „Ausgewählter Ort 2007“ beworben.
(Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, 23.01.2007 – AHE)