Er läuft und läuft: Der NASA-Marsrover „Opportunity“ ist seit 5.000 Marstagen auf dem Roten Planeten unterwegs – länger als jedes andere menschengemachte Gefährt. Seit 14 Jahren holpert der Golfwägelchen-große Rover über die Marsoberfläche. Ihm verdanken wir mehr als 225.000 Bilder, unzählige Analysedaten und reichlich Überraschungen – darunter auch eine ganz aktuelle: Opportunity hat in einer Schlucht bislang rätselhafte Geröllstreifen entdeckt.
Eigentlich sollte die Mission nur 90 Marstage dauern: Als der Marsrover „Opportunity“ am 25. Januar 2004 auf dem Roten Planeten landete, sollte er vor allem rund um seinen Landeplatz im Eagle Krater nach Spuren von Wasser suchen und Gesteinsanalysen durchführen. Und er war erfolgreich: Schon in den ersten Monaten wies der Rover Bromverbindungen und Sulfatablagerungen im Marsstaub nach, die auf die frühere Präsenz von Wasser hindeuteten.
Nachdem der Marsrover selbst ein vorübergehendes Festfahren in einer Düne und einen Marswinter überstand, entschloss sich die NASA, seine Mission zu verlängern. Seither hat der Rover den ersten Marathon eines menschengemachten Gefährts auf dem roten Planeten zurückgelegt, er hat den größten jemals auf dem Mars entdeckte Meteoriten entdeckt und mehrere Staubstürme überstanden.
5.000 Sols auf dem Mars
Am 17. Februar 2018 hat Opportunity einen neuen Rekord erreicht: Er ist seit 5.000 Marstagen auf dem Mars unterwegs. Weil ein Marstag rund 40 Minuten länger ist als ein Erdentag, entspricht dies rund 5.251 Erdtagen. „Wir haben schon eine Menge Meilensteine erreicht und dies ist ein weiterer“, sagt John Callas, Projektmanager des Rovers am Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA in Pasadena. „Aber viel wichtiger als die Zahlen sind die wissenschaftlichen Entdeckungen und die Erkundung.“
Der unermüdliche Marsrover ist zurzeit im Endeavor-Krater unterwegs und fährt gerade einen schmalen Kanal hinab, das sogenannte Perseverance Valley, das vom Kraterrand zum Kratergrund führt. „Perseverance Valley ist ein besonderer Ort, es ist wie eine ganz neue Mission nach all diesen Jahren“, sagt Ray Arvidson von der Washington University. So ist bisher unklar, ob Wasser, Eis oder Wind diese Schlucht geformt haben.
Rätsel um Geröllstreifen
Tatsächlich hat der Marsrover dort Überraschendes entdeckt: Am Grund der Schlucht bildet der Marsregolith streifenartige Muster. Parallel zum Hang wechseln sich Zonen größerer und dickerer Gerölllagen mit feineren, spärlicher bedeckten Zonen ab. „Das ist rätselhaft“, sagt Callas. „Selbst nach 5.000 Tage auf dem Mars enthüllt uns der Rover neue Überraschungen. Denn solche Geröllstreifen sind bisher noch nie auf dem Mars entdeckt worden, wohl aber auf der Erde.
Auf der Erde sind solche Geröllstreifen unter anderem von den Hängen des Mauna Kea auf Hawaii bekannt. Wenn dort nachts der aus Ton, Sand und Kies gemischte Boden gefriert, führt die unterschiedliche Reaktion der Materialien im Laufe der Zeit zu einer Größensortierung: Größere Bröckchen werden an die Oberfläche transportiert, kleine sinken ab. Wind und Hangneigung in Kombination mit der unterschiedlichen Ausdehnung des Bodens beim Gefrieren und Schmelzen lassen dann die hangparallelen Streifen entstehen.
Relikt der letzten Eiszeit?
Doch wie sind die Geröllstreifen auf dem Mars entstanden? Noch ist unklar, ob sie durch aktuelle Wetterbedingungen gebildet wurden oder ob sie Relikte früherer, feuchterer Marsperioden sind. Die Forscher vermuten aber anhand der eher verwaschen wirkenden Struktur der marsianischen Geröllstreifen, dass sie schon älteren Ursprungs sind.
„Eine mögliche Erklärung wäre, dass diese Streifen Relikte aus einer Zeit sind, in der der Mars eine größere Obliquität besaß“, erklärt Arvidson. Während dieser Perioden erhöhter Neigung der Rotationsachse erlebte der Mars mehrere Eiszeiten. „Damals könnte es Schneeschichten am Kraterrand gegeben haben, die den Boden anfeuchteten und dann zu den Frost-Tauzyklen führten, aus denen die Streifen hervorgingen.“
Doch noch sind dies nur Spekulationen, wie die Forscher betonen: „Im Moment weiß noch keiner genau, was diese Streifen sind“, sagt Robert Sullivan von der Cornell University in Ithaca. „Daher entwickeln wir verschiedene Hypothesen und sammeln mehr Daten, um es herauszufinden.“
(NASA/JPL, 19.02.2018 – NPO)