Astronomie

90 Prozent Wassereis am Mars-Südpol

Radarmessungen enthüllen erstmals genauere Menge und Zusammensetzung der Polkappe

Die Karte zeigt die Dicke der Ablagerungen am Marssüdpol. © MARSIS / ESA

Das Eis am Südpol des Mars enthält so viel Wasser, dass es in flüssiger Form den gesamten Planeten mit einer elf Meter dicken Schicht bedecken könnte. Das ist das Ergebnis einer jetzt in Science veröffentlichten Radarmessung der ESA-Sonde Mars Express. In mehr als 300 Einzelschnitten und bis zu einer Tiefe von 3,7 Kilometern durchleuchtete die Sonde dafür die polare Eiskappe.

Die geschichteten Eisdecken an den Polen des Mars bilden eine hellweiße Kappe aus einer Mischung von Kohlendioxid- und Wassereis untermischt mit Staubschichten. Wie großer der Anteil des Wassereises an dieser Kappe ist, haben jetzt erstmals neue Messungen des Instruments Mars Advanced Radar for Subsurface and Ionospheric Sounding (MARSIS) an Bord der Mars-Sonde Mars Express gezeigt.

90 Prozent Wassereis

Die Ergebnisse geben wertvolle Hinweise auf die Bedingungen, die in der Vergangenheit auf dem Roten Planeten herrschten und auch auf die Frage, ob es jemals ausreichend flüssiges Wasser gab, um die Entstehung von Leben zu ermöglichen. „MARSIS liefert uns nicht nur die ersten Einblicke in den Untergrund des Mars in diesen Tiefen, die Details, die wir erkennen sind auch absolut erstaunlich“, erklärt Giovanni Picardi von der Universität Rom, Forschungsleiter für die Radarmessung.

Das Echo, das der Radar vom steinigen Untergrund unter der geschichteten Eisdecke empfing, deutet darauf hin, dass mindestens 90 Prozent des dortigen Eises aus gefrorenem Wasser bestehen. “Die geschichteten Ablagerungen am Südpol des Mars bedecken ein Gebiet fast so groß wie Europa”, erklärt Jeffrey Plaut vom Jet Propulsion Laboratory, einer der an der Mission beteiligten Forscher. „Die Menge des dort enthaltenen Wassers wurde zwar schon zuvor geschätzt, aber noch nie mit der jetzt dank der Radarmessungen erreichten Verlässlichkeit.

Kruste fester als auf der Erde

Eine Region der Eiskappe verblüffte sogar die Forscher: Die starken Reflektionen ähnelten denen, die normalerweise durch eine dünne Schicht flüssigen Wasser hervorgerufen werden. Aber die Bedingungen am Südpol sind so kalt, dass die Existenz von Schmelzwasser hier extrem unwahrscheinlich ist.

Die Radarmessungen enthüllten auch erstmals genau die Form der Bodenoberfläche unter dem Eis. „Wir wussten nicht genau, wo die Basis der Ablagerungen war“, so Plaut. „Jetzt könne wir sehen, dass die Kruste durch das Gewicht des Eises nicht heruntergedrückt wurde, wie das auf der Erde der Fall wäre. Kruste und oberer Mantel sind auf dem Mars fester als auf der Erde, wahrscheinlich weil das Innere des Planeten deutlich kälter ist.“

(European Space Agency, 16.03.2007 – NPO)

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