Auf dem Gelände des Amun-Re-Tempels in Karnak haben Archäologen einen ungewöhnlichen Fund gemacht: In einer Grube stießen sie auf 38 Statuen und religiöse Objekte, die während des Mittleren und Neuen Reichs dort deponiert worden waren. Unter diesen war auch eine Sphinx, die dem altägyptischen Baumeister Imhotep gewidmet war, wie die Archäologen berichten.
Mit einer Grundfläche von 30 Hektar ist der Tempel des Amun-Re in Karnak der größte Tempel Ägyptens. Während ein Großteil des Tempelbezirks dem Hauptgott Amun-Re gewidmet war, gehörte ein kleinerer Tempel nahe der Umfassungsmauer dem altägyptischen Gott Ptah. Im Mittleren Reich – unter anderem unter Tutmosis III. um 1450 vor Christus – wurde er zusammen mit dem Totengott Osiris verehrt – teilweise als eine verschmolzene Gottheit.
An der Hinterseite dieses Ptah-Tempels hat nun ein ägyptisch-französisches Archäologen-Team neue Funde gemacht. Zwei Meter von der Tempelmauer entfernt entdeckten die Forscher eine Favissa – eine Bestattungsgrube für Kultobjekte. In dieser lagen, um den Fuß einer sitzenden Statue des Gottes Ptah drapiert, 38 verschiedene Kultobjekte. Unter ihnen sind 14 Statuen und Figuren des Gottes Osiris, drei Affenstatuen und verschiedene Schmuckstücke.
Altägyptischer Baumeister als Gott
Unter den Funden entdeckten die Archäologen in der Grube auch eine Sphinx und eine kleine Statue, die Imhotep darstellten. Dieser Baumeister des alten Reichs wurde im Neuen Reich als Gottheit verehrt, ihm wurden heilende Kräfte zugeschrieben. Den Mythen nach galt er als Erfinder der ägyptischen Schrift und als Begründer der Heilkunst. Anhand der Beschriftungen und einiger Keramiken, die an der gleichen Stellen gefunden wurden, datieren die Forscher die Imhotep-Statue auf das 7. bis 8. Jahrhundert vor Christus.
Wie die Archäologen mitteilten, handelt es sich bei der Favissa und ihren Inhalten um einen für Ägypten außergewöhnlichen Fund – sowohl in Bezug auf die Menge der Fundstücke als auch auf deren Qualität. Um Lage und Beschaffenheit der Fundstücke möglichst detailgetreu dokumentieren zu können, nutzen die Forscher zudem eine spezielle Aufnahme- und Kartografietechnik. Diese ermöglichte es hinterher, jeden Fund dreidimensional zu rekonstruieren und auch seine Position millimetergenau zu bestimmen.
(CNRS (Délégation Paris Michel-Ange), 09.03.2015 – NPO)