Archäologie

Ägypten: Vergoldete Mumienmaske entdeckt

2.600 Jahre alte Totenmaske stammt aus Priestergrab in der Nekropole Sakkara

Gesicht aus Silber und Gold, Augen aus Onyx: Ausschnitt der in Sakkara entdeckten Totenmaske © Universität Tübingen / Ramadan B. Hussein

Spektakulärer Fund: Bei Ausgrabungen südlich von Kairo haben Archäologen eine Mumienmaske aus Silber, Gold und Edelsteinen entdeckt – eine absolute Rarität. Der Fund stammt aus der Zeit um 664 bis 604 vor Christus und wurde in der Nekropole von Sakkara entdeckt, wie die Forscher berichten. Die wertvolle Totenmaske lag in einem Holzsarg auf dem Gesicht einer Priestermumie, die in dieser Anlage gefunden worden war.

Die Nekropole von Sakkara liegt rund 20 Kilometer südlich von Kairo am westlichen Nilufer. Die Totenstadt gehört zu den größten und am längsten genutzten des alten Ägypten: Schon vor rund 5.000 Jahren wurden hier Tote in speziellen Grabbauten, den sogenannte Mastabas, bestattet. Später diente die Anlage auch als Ruhestätte für mehrere Pharaonen, darunter Haremhab und Djoser. Im Neuen Reich unter Amenophis III begrub man hier viele hohe Beamte und Würdenträger.

Totenmaske aus Silber, Gold und Edelsteinen

Jetzt haben Archäologen der Universität Tübingen zusammen mit ägyptischen Kollegen in Sakkara einen echten Schatz geborgen: In einem der bisher unberührten Gräber stießen sie auf einen stark beschädigten Holzsarg mit einer Mumie, die eine metallene Totenmaske trug. Untersuchungen enthüllten, dass diese Maske aus Silber besteht und teilweise vergoldet ist. Die Augen bestehen schwarzem Edelstein – möglicherweise Onyx, sowie Calcit und Obsidian.

„Der Fund dieser Maske darf als Sensation gelten“, sagt Ramadan Badry Hussein, Leiter des deutsch-ägyptischen Teams. „Nur sehr wenige Masken aus Edelmetall haben sich bis heute erhalten, weil die Mehrzahl der Gräber altägyptischer Würdenträger schon in der Antike geplündert wurden.“ Selbst in den ägyptischen Königsgräbern seien nur sehr wenige Mumienmasken aus Edelmetall gefunden worden. Belegt seien lediglich zwei weitere vergleichbare Funde aus Privatgräbern, der letzte davon im Jahr 1939.

Die Maske des Zweiten Priesters der Göttin Mut und der Göttin Niut-schi-es. © Universität Tübingen / Ramadan B. Hussein

Maske gehörte einem Priester der Spätzeit

Der Träger der wertvollen Totenmaske war höchstwahrscheinlich ein Priester der Göttin Mut und der Göttin Niut-schi-es, wie die Archäologen berichten. Sie schließen dies aus der noch erhalten geblieben Verzierung am Sarg der Mumie. Sie stammt aus der 26. Dynastie und damit aus der Zeit von 664 bis 604 vor Christus. Damals hatte die Besetzung durch die Assyrer gerade geendet und unter Pharao Psammetich I. etablierte sich wieder eine ägyptische Herrschaft.

Der seit 2016 von Tübinger Ägyptologen untersuchte Grabkomplex in Sakkara besteht aus mehreren, teils über dreißig Meter tiefen Schachtgräbern. Bei der Untersuchung der Nekropole von Sakkara setzen die Tübinger Wissenschaftler auf den Einsatz modernster Technologie. Eine Kombination von Laserscanning und bildbasierten 3D-Verfahren machen die räumlichen Zusammenhänge der räumlich hochkomplexen Gräber erstmals sichtbar und analysierbar.

Uschebtis, Mumien und eine Balsamierungs-Werkstatt

In den Seitenwänden und am Boden des Hauptschachts wurden bereits eine ganze Reihe von unberührten Grabkammern entdeckt und geöffnet. Neben Mumien und Sarkophagen traten eine Vielzahl von Objekten zu Tage, unter anderem ganze Sätze von leuchtendblauen Fayence Statuetten – den sogenannten Uschebtis und Kanopen aus Alabaster, in denen die Organe der einbalsamierten Toten aufbewahrt wurden.

Die ägyptische Totenstadt Sakkara und ihre verborgenen Schächte.© Universität Tübingen

Über einem der Hauptschächte fanden die Wissenschaftler unter anderem die Reste eines rechteckigen Gebäudes aus Lehmziegel und Kalksteinblöcken, das wohl als Werkstatt zum Einbalsamieren der Verstorbenen diente. Innerhalb des Gebäudes fanden sich zwei große Becken, die vermutlich einerseits zur Verarbeitung von Natron zur Trocknung der Körper und andererseits zur Vorbereitung der Leinenbinden für die Mumifizierung dienten.

Ebenfalls auf den Prozess der Balsamierung deuten Gefäße hin, die mit den Namen von Ölen und Substanzen beschriftet sind, die für die Mumifizierung notwendig waren.

(Universität Tübingen, 16.07.2018 – NPO)

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