Archäologie

Älteste Hose der Welt entdeckt

Beinkleid wurde vor 3.200 Jahren von Steppenreitern Zentralasiens erfunden

Wollhose aus der Zeit um 1.100 vor Christus © M. Wagner/ DAI Eurasien-Abteilung, Peking

Maßgewebt: Archäologen haben in China die ältesten Hosen der Welt entdeckt. Sie wurden vor rund 3.200 Jahren von Reiternomaden getragen und sind mit engen Beinen und weiten Hüften für das Reiten optimiert. Interessant dabei: Das Beinkleid wurde nicht maßgeschneidert, sondern maßgewebt. Schon die einzelnen Stoffstücke wurden passend für den späteren Träger angefertigt.

Jeder von uns hat eine Hose im Kleiderschrank. Die Beinkleider sind praktisch, wärmen im Winter und geben uns dennoch die nötige Bewegungsfreiheit. Doch dieses im Prinzip aus zwei miteinander verbundenen Röhren bestehende Kleidungsstück gab es nicht schon immer: Im Altertum kannte man es zumindest in Europa noch kaum, auch in vielen anderen Regionen trugen Männer eher eine Art Rock. Wann die ersten Hosen erfunden wurden, darauf geben jetzt Funde in der westchinesischen Turfan-Oase Auskunft.

Fund im Oasengrab

Mayke Wagner vom Deutschen Archäologischen Institut in Peking und ihr deutsch-chinesisches Team hatten bei Ausgrabungen in zwei Gräbern in der Turfan-Oase Stücke eines Wollgewebes entdeckt. Eine Radiokarbondatierung ergab, dass diese Textilreste aus dem 13. bis 10. Jahrhundert vor Christus stammten – sie waren demnach schon rund 3.200 Jahre alt. Die Form der Textilstücke zeigte, dass es sich dabei um Hosen handelte – die bisher ältesten bekannten der Welt. „Sie sind älter als ähnliche Funde aus der Skythenzeit und stammen aus der Zeit, in der sich die nomadische Weidewirtschaft in Asien ausbreitete“, erklären die Forscher.

In die passende Form gewebt

Als die Archäologen diese ältesten Wollhosen der Welt näher untersuchten, entdeckten sie Interessantes: Die Hosen bestehen aus drei Stoffstücken, zwei rechteckigen Beinteilen und einem gestuften Zwickelteil, diese wurden damals aber offensichtlich nicht aus größeren Stoffteilen zugeschnitten. „Stattdessen wurden die Stoffstücke auf dem Webstuhl schon in der richtigen Form und Größe gewebt – in der richtigen Größe um dem Träger später zu passen“, erklären Wagner und ihre Kollegen. Quasi maßgewebt statt maßgeschneidert.

Nicht zugeschnitten, sondern direkt in passende Größe gewebt: Detail der Hose. © M. Wagner/ DAI Eurasien-Abteilung,Peking

Der Schnitt der Hosen zeigt zudem deutlich, wofür sie optimiert worden waren: Die Beinteile sind eher eng anliegend, um den Schritt und die Hüfte herum aber ist die Hose weit. „Damit scheint diese Hose ein Vorgänger der modernen Reithosen zu sein“, sagen die Forscher. Denn dieser Schnitt ermöglichte es den Reiternomaden, bequem mit gespreizten Beinen auf dem Pferd zu sitzen, ohne dass etwas einschnürte oder zwickte.

Grund-Ausstattung für Reiterkrieger

Das passt auch zu den andere Funden in den Gräbern: Den Trägern dieser Hosen hatte man Zaumzeug und die typischen Waffen von Reiterkriegern mit ins Grab gelegt. Das bestätigt frühere Vermutungen, dass die Erfindung des Hosenschnittes, wie wir ihn heute kennen, eng mit dem Beginn des Reitens verbunden war. „Hosen sind essenzieller Teil der Ausstattung, mit der Menschen ihre physische Ausrüstung verbesserten“, konstatieren Wagner und ihre Kollegen.

Die Forschungen finden im Rahmen des Projekts „Silk Road Fashion: Kommunikation durch Kleidung des 1. Jahrtausends v. Chr. in Ostzentralasien“ statt. Mit dem Projekt strebt ein Verbund aus fünf deutschen Projektpartnern in Kooperation mit der Chinesischen Akademie für Kulturerbe und dem Denkmalamt Xinjiang (VR China) seit August 2013 die Rekonstruktion von Technik- und Körperwissen, Sozialstrukturen, Ressourcenverfügbarkeit und Handelsnetzen in Ostzentralasien ca. 1200 v. Chr.–300 n. Chr. an. (Quaternary International, 2014; doi: 10.1016/j.quaint.2014.04.056)

(Deutsches Archäologisches Institut, 04.06.2014 – NPO)

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