Paläontologie

Älteste Relikte von Clovis-Menschen entdeckt

Fund in Mexiko enthüllt Neues über den Ursprung der rätselhaften Eiszeit-Kultur

Kieferknochen eines Ur-Elefanten bei der Ausgrabungsstelle "Am Ende der Welt - El Fin del Mundo". © Vance T. Holliday

Woher stammte die Clovis-Kultur? In Mexiko haben Archäologen einige der ältesten Werkzeuge dieser eiszeitlichen Kultur entdeckt. Gleichzeitig ist dies das erste Mal, dass Relikte dieser Kultur so weit südlich gefunden wurden. Sie zeigen zudem: Zur Jagdbeute der Steinzeitmenschen gehörte neben Mastodon und Mammut noch ein weiteres Urzeit-Rüsseltier, wie die Forscher im Fachmagazin „Proceedings oft the National Academy of Sciences“ berichten.

Die Clovis-Menschen gelten als die älteste verbreitete Kultur auf dem nordamerikanischen Kontinent. Diese Jäger und Sammler lebten dort schon vor etwa 13.000 Jahren. Besonders im Süden und Mittleren Westen der USA finden sich noch heute die charakteristischen Steinwerkzeuge dieser Eiszeitmenschen, besonders ihre Speerspitzen lassen sich eindeutig der Clovis-Kultur zuordnen. Solche Funde zeigen auch eine bevorzugte Jagdbeute der Clovis-Menschen an: Mammuts und Mastodons.

Älteste Relikte stammen aus dem Süden

Wann und über welche Routen sich die Clovis-Kultur ausbreitete ist allerdings umstritten. Die verbreitete Ansicht ist, dass die ersten Menschen über die Bering-Landbrücke nach Nordamerika kamen und die Clovis-Kultur begründeten. „Eindeutige Beweise dafür gibt es aber bisher nicht“, sagen Guadalupe Sanchez von der Universidad Nacional Autónoma de México in Sonora und ihre Kollegen.

Clovis-Speerspitze aus klarem Quartz, eines der neuen Fundstücke. Obwohl schwer zu bearbeiten, finden sich Werkzeuge aus diesem Material an mehreren Fundorten von Clovis-Relikten. © INAH Sonora

Genauso gut jedoch könnte sich diese Kultur erst später entwickelt haben, als sich die Nachkommen der ersten Einwanderer schon weiter nach Süden ausgebreitet hatten. Immerhin wurden die meisten und ältesten Clovis-Relikte im Südosten Arizonas gefunden.

Sanchez und ihre Kollegen haben nun in der Sonora-Wüste aufschlussreiche Clovis-Relikte entdeckt, die diese Version weiter untermauern: Am Fundort mit dem passenden Namen „El Fin del Mundo“ – das Ende der Welt – gruben die Archäologen fast 30 Werkzeuge aus, unter anderem auch sieben der typischen Clovis-Speerspitzen. Die erste große Besonderheit: Es sind die ersten derartigen Funde südlich der US-Grenze. Doch damit noch nicht genug: Kohlereste und Knochen ermöglichen eine Datierung der Relikte auf ein Alter von rund 13.550 Jahren. „Sie gehören damit zu den ältesten in ganz Nordamerika“, so die Archäologen.

Weiteres Rüsseltier auf dem Speiseplan

Die bei den Steinwerkzeugen gefundenen Knochen hielten die nächste große Überraschung für die Forscher parat: Sie gehörten zu zwei Gomphoteren – ausgestorbenen Verwandten des heutigen Elefanten. Die Fundstelle der ältesten Clovis-Relikte brachte damit gleichzeitig die jüngsten Gomphoteren-Fossilien in Nordamerika zum Vorschein.

Ausgrabungsstätte "Am Ende der Welt": Hier fanden die Archäologen die aufschlussreichen Clovis-Relikte. © Vance T. Holliday

Sowohl die Lage der Knochen als auch Schäden an Knochen und Werkzeugen deuten darauf hin, dass die Ur-Elefanten von den Clovis-Menschen getötet, geschlachtet und verspeist wurden: So zeigt etwa eine Speerspitze eine Bruchstelle, die offenbar beim Auftreffen des Speeres auf die Jagdbeute entstand. Eine große Zahl kleiner Steinsplitter brach wahrscheinlich von den Messern der Jäger ab, die sie beim Schlachten der Tiere nachschärfen mussten.

Dass auch die Gomphoteren auf dem Speiseplan der Clovis-Menschen standen, war bisher unbekannt – die neuen Funde belegen dies jedoch eindeutig. „Damit steht nun eine weitere Rüsseltierart auf Liste der von ihnen gejagten Tiere“, sagt Sanchez. (PNAS, 2014; doi: 10.1073/pnas.1404546111)

(Sanchez et al., PNAS, 15.07.2014 – AKR)

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