In China haben Forscher den bisher ältesten Schädel eines Quastenflossers entdeckt. Die fossilen Knochen dieses urtümlichen Fisches sind rund 400 Millionen Jahre alt. Dennoch sind sie denen ihrer heute lebenden Nachfahren bereits sehr ähnlich. Das Euporosteus yunnanensis getaufte Relikt sei der früheste Fund eines anatomisch modernen modernen Quastenflossers. Bisherige, eindeutig bestimmbare Fossilfunde seien maximal 380 Millionen Jahre alt gewesen, berichten die Forscher in „Nature Communications“.
Quastenflosser gelten als lebende Fossilien, da sie ihre urzeitlichen Merkmale bis heute nahezu unverändert erhalten haben. Sie waren aus Fossilfunden schon lange wohlbekannt, man glaubte aber, dass diese Knochenfische bereits vor 65 Millionen Jahren ausgestorben seien. 1938 jedoch entdeckten Forscher ein erstes lebendes Exemplar des Quastenflossers Latimeria chalumnae vor den Komoren im Indischen Ozean. Seither sind weitere Exemplare und auch eine zweite Art gefunden worden.
Entdeckung in Südchina
Entdeckt wurde der fossile Quastenflosser-Schädel bei Ausgrabungen im Norden der chinesischen Provinz Yunnan. In der sogenannten Posongchon-Formation treten dort Gesteinsschichten aus dem unteren Devon zu Tage. In diesen wurden bereits zahlreiche Pflanzen- und Tierfossilien aus dieser rund 400 Millionen Jahre zurückliegenden Zeit gefunden. Obwohl Paläontologen dort auch auf viele Relikte von anderen Knochenfischen stießen, waren zuvor keine Vertreter der Quastenflosser aus dieser Zeit bekannt. „Diese Abwesenheit war rätselhaft“, sagen die Forscher. Denn diese Region Chinas gelte eigentlich als Wiege der Knochenfische und damit auch der Quastenflosser. Das neue Fossil schließe nun eine wichtige Lücke in der Fossilgeschichte.
Suche nach frühesten Quastenflossern
Wie die Forscher berichten, war bisher unklar, ab wann es den Quastenflosser in seiner bis heute erhaltenen Schädel- und Körperform gab. Quastenflosser-Fossilien aus dem Mitteldevon vor rund 380 Millionen Jahren seien bereits sehr verschiedenartig gewesen. Das deute darauf hin, dass der Ursprung der anatomisch modernen Formen noch weiter in der Vergangenheit liegen müsse. Eindeutige Fossilbelege fehlten dafür jedoch.
Der neue Fund verschiebt nun die Ahnenreihe dieser Quastenflosser um knapp 20 Millionen Jahre in die Vergangenheit. „Als frühester anatomisch moderner Quastenflosser zeigt Euporosteus yunnanensis, dass der typische Bauplan dieser Fische vom Unterdevon bis zum lebenden Fossil Latimeria nahezu unverändert blieb“, schreiben Min Zhu vom Institute of Vertebrate Paleontology and Paleoanthropology der chinesischen Akademie der Wissenschaften in Peking und seine Kollegen. Das mache die evolutionäre Pause dieser Fischgruppe noch länger und beeindruckender als bisher gedacht. (doi: 10.1038/ncomms1764)
(Nature Communications, 12.04.2012 – NPO)