Bei Ausgrabungen in Marokko ist der bisher älteste, datierbare Schmuck der Menschheit gefunden worden. Dabei handelt es sich um deutlich mehr als 82.000 Jahre alte fingernagelgroße, perforierte und mit Ocker verzierte Nassarius-Muscheln.
Die Grotte des Pigeons bei Taforalt in Marokko, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, gewährt immer wieder Einblicke in das Leben der ersten modernen Menschen in Afrika. Eine Begräbnisstätte wie auch Funde von Schmuck und den Knochen erlegter Tiere belegen, dass die Höhle über lange Zeit als Anlaufpunkt diente.
Muscheln mit Ocker verziert
Bei den neuen Ausgrabungen unter Leitung von Professor Nick Barton vom Institute of Archaeology der Universität Oxford und Abdeljalil Bouzzougar vom Institut National des Sciences de l’Archéologie et Patrimoine, Rabat, Marokko, fanden sich nun die ältesten, als Schmuck verwendeten Nassarius-Muscheln.
Nur fingernagelgroße, perforierte und teilweise mit rotem Ocker verzierte Muscheln – so muss man sich nach Angaben der Forscher den Schmuck unserer Vorfahren vorstellen. Die neu entdeckten Muscheln müssen, ausgehend von bereits datierten Muscheln aus höheren Sedimentschichten, die 82.000 Jahre alt sind, noch älter sein.
Schmuck der Blombos Höhle nicht mehr Rekordhalter
Damit wäre der Schmuck, so die Archäologen, bedeutend früher entstanden als die in der Blombos Höhle in Südafrika gefundenen Muscheln derselben Art, deren Alter von 72.000 Jahren belegt ist. Zum Vergleich: Die ältesten Funde solcher Schmuckstücke in Europa sind gerade einmal 40.000 Jahre alt.
Besonders faszinierend an diesen Schmuckstücken ist nach Angaben der Wissenschaftler die Tatsache, dass ähnliche Stücke in einer geographisch so weit entfernten Region gefunden wurden.
Indiz für fortgeschrittene symbolische Kultur
Die seit 2005 an dem Projekt beteiligte Archäologin Elaine Turner vom Römisch-Germanischen Zentralmuseum vertrat die Meinung, dass das Alter der in Marokko gefundenen Muscheln nahe legt, dass Menschen schon vor mehr als 82.000 Jahren eine fortgeschrittene symbolische Kultur entwickelt hatten. Für sie sei mehr von Bedeutung gewesen als nur der tägliche Überlebenskampf um Nahrung, Wasser und der Schutz vor Raubtieren.
(idw – Römisch-Germanisches Zentralmuseum (RGZM) – Forschungsinstitut für Vor- und Frühgeschichte, 10.07.2009 – DLO)