Spektakulärer Fund: Im niedersächsischen Schöningen haben Forscher einen 300.000 Jahre alten Wurfstock aus Fichtenholz entdeckt – es ist das mit Abstand älteste Exemplar einer solchen Jagdwaffe weltweit. Gefertigt wurde der Wurfstock vom Frühmenschen Homo heidelbergensis, der damit wahrscheinlich Kaninchen und andere kleine Beutetiere jagte oder bei Treibjagden Wildpferde trieb, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Ecology & Evolution“ berichten.
Dass unsere frühen Vorfahren Werkzeuge aus Stein oder Knochen herstellten und verwendeten, bezeugen unzählige Funde -auch aus Deutschland. Eine echte Rarität sind dagegen Waffen oder Werkzeuge aus Holz, weil dieses nur selten die Jahrtausende überdauert. Zu den ältesten Zeugnissen dieser Art gehören 171.000 Jahre alte, im Feuer gehärtete Holzwerkzeuge der Neandertaler und mehrere 1994 im Tagebau von Schöningen entdeckte 300.000 Jahre alte Holzspeere des Homo heidelbergensis – die ältesten Jagdwaffen der Welt.

Ein Steinzeit-Stock mit zwei Spitzen
Jetzt haben Nicholas Conard und seine Kollegen von der Universität Tübingen einen weiteren spektakulären Fund im „Speer-Horizont“ von Schöningen gemacht. Es handelt sich um einen 64,5 Zentimeter langen dünnen Stock aus Fichtenholz. Er ist an beiden Enden zugespitzt und leicht asymmetrisch geformt: Eine Seite ist etwas gebogen, die andere etwas flacher. Wie die berühmten Speere ist auch dieser Stock rund 300.00 Jahre alt.
Nähere Untersuchungen ergaben, dass es sich bei diesem Stab nicht um ein natürlich gewachsenes Holzstück handelt, sondern um ein gezielt hergestelltes Werkzeug. „Spuren auf seiner Oberfläche belegen, dass die Frühmenschen Steinwerkzeuge verwendeten, um diesen Fund zurechtzuschneiden und zu bearbeiten“, berichten Conard und seine Kollegen. So sind 21 Stellen zu erkennen, an denen Seitenzweige entfernt wurden, zudem wurde die Oberfläche des Holzes geglättet.