Archäologie

Ältestes ägyptisches Keilschriftdokument entdeckt

Überraschung aus asiatischer Herrschaftszeit im Pharaonenland

Tonrest mit Keilschrift © Universität Wien

Im Nordosten Ägyptens haben Archäologen einen sensationellen Fund gemacht: In der alten Hauptstadt der Hyksos, einem im 17. Jahrhundert vor Christus in Ägypten regierenden Volk, stießen sie auf das älteste bekannte ägyptische Keilschriftdokument und eine im Palast bestattete Pferdestute.

Im 17. Jahrhundert v. Chr. geriet Ägypten in die Abhängigkeit einer fremden Dynastie aus Vorderasien: Die Hyksos eroberten vom nordöstlichen Nildelta aus ganz Ägypten. Bisher ist nicht viel über Herkunft, Kultur- und Ereignisgeschichte der Hyksos bekannt. Sie regierten zwischen 1640 und 1530 v. Chr. von ihrer Hauptstadt Auaris im östlichen Nildelta aus Ägypten, bis die Pharaonen der 17./18. Dynastie sie besiegten und die Hauptstadt eroberten.

Palast nach syrischem Muster

Die Hauptstadt dieser Fremddynastie wurde von Manfred Bietak, Ägyptologe an der Universität Wien, bereits 1966 auf einem Ruinenhügel namens Tell el-Dab’a im Nordosten Ägyptens entdeckt. 2005 fand Bietak gemeinsam mit Irene Forstner-Müller und einem großen Team schließlich einen ausgedehnten Palastbezirk der Hyksos-Zeit.

Dabei konnte ein weitreichendes Areal der rund 10.000 Quadratmeter großen Palastanlage freigelegt werden. Zur Überraschung der Forscher entspricht der Palast nicht dem Plan eines ägyptischen Palastes, sondern reiht sich architektonisch unter die Königspaläste aus Syrien ein – dem Ursprungsland der Hyksos.

Bestattetes Pferd auf dem Palastgelände © Universität Wien

Eine Tontafel, ein Pferd und ein Palast

Im Zuge der Freilegung des Hyksos-Palastes machten die Forscher einen Sensationsfund: In der Füllung des Palastbrunnens der mittleren bis späten Hyksoszeit fanden sie das Fragment einer babylonischen Keilschrifttafel aus den letzten Dezennien des Altbabylonischen Reiches (1600 – 1550 v. Chr.).

„Es handelt sich dabei um das bisher älteste Keilschriftdokument in Ägypten und belegt die unerwartet weit reichenden diplomatischen Beziehungen der Dynastie der Hyksos“, erklärt Manfred Bietak. Der Fund ist die Krönung für den Spezialforschungsbereich „SCIEM 2000“, der die Synchronisierung der Hochkulturen zum Thema hat.

Eine weitere Überraschung war der Fund einer im Palast bestatteten Pferdestute, möglicherweise das Lieblingstier des Hyksos Chayan. Dabei handelt es sich um die bisher älteste entdeckte Pferdebestattung in Ägypten.

(Universität Wien, 26.05.2009 – NPO)

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