Droht ein Kollaps? Der Südosthang des Ätna rutscht – die gesamte Vulkanflanke bewegt sich mehrere Zentimeter pro Jahr in Richtung Meer, wie neue Messungen enthüllen. Verantwortlich dafür ist nicht aufsteigendes Magma im Vulkanschlot, sondern der Einfluss der Schwerkraft. Das aber bedeutet, dass der Ätna instabiler sein könnte als angenommen. Denn ein plötzliches Abrutschen des gesamten Hangs und damit auch ein katastrophaler Tsunami sei nicht ausgeschlossen, berichten die Forscher im Fachmagazin „Science Advances“.
Einige der schlimmsten Tsunamis der Geschichte wurden nicht von Erdbeben ausgelöst, sondern von Vulkanen. Zu ihnen gehören die Bronzezeit-Flut im Mittelmeer nach dem Ausbruch des Santorini-Vulkans, aber auch die 40-Meter-Flutwellen nach der Eruption des Vulkans Krakatau im Jahr 1883. Sie entstanden, als die Hänge des Feuerberges kollabierten und Tonnen von Material ins Meer rutschten. Auch auf den Kapverden zeugen Ablagerungen davon, dass einst ein ganzer Hang des Inselvulkans Fogo abrutschte und einen Megatsunami auslöste.
„Solche katastrophalen Kollapse von Vulkanen auf Meeresinseln oder an Küsten sind eine große Gefahr, denn sie können Tsunamis mit extremen Folgen verursachen“, erklären Morelia Urlaub vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel und ihre Kollegen.
Magma oder Schwerkraft?
Doch wie groß die Bedrohung ist, hängt davon ab, was die Vulkanhänge in Bewegung bringt: „Magmabewegungen im Schlot können Hänge zwar nahe der Magmakanäle destabilisieren“, erklärt Urlaub. „Aber die Deformation durch die Schwerkraft kann einen katastrophalen Kollaps auslösen.“ Solche gravitationsbedingten Hangrutschungen haben unter anderem beim Kilauea auf Hawaii und auf Ritter Island in Papua-Neuguinea folgenreiche Tsunamis verursacht.