Die Seen Afrikas und die sie umgebende Landschaft verändern sich dramatisch – und keineswegs zum Guten. Dies zeigt ein neuer, vom Umweltprogramm der UN (UNEP) produzierter Atlas, der gestern auf der 11. Weltseenkonferenz in Nairobi vorgestellt wurde. Er vergleicht und analysiert Satellitenbilder der letzten Dekaden mit aktuellen Aufnahmen und demonstriert den fortschreitenden Wandel in unmissverständlicher Deutlichkeit.
Die Satellitenbilder zeigen beispielsweise das rapide Schrumpfen des Songor-Sees in Ghana, zum Teil durch intensive Salzproduktion verursacht und die extremen Veränderungen im Sambesi-Flusssystem als Folge des Caborabecken-Staudamms. Auch die inzwischen fast schon „altbekannten“ Aufnahmen des um mehr als 90 Prozent geschrumpften Tschad-Sees sind darunter.
Andere Auswirkungen, einige davon natürlich, andere menschengemacht, werden erst aus dem Weltraum in ihrem vollen Ausmaß sichtbar. So zeigt sich eine starke Entwaldung rund um den Nakuru-See in Kenia, aber auch das schleichende Abfallen des Wasserspiegels in Afrikas größtem Gewässer, dem Viktoriasee. Der Niger hat in den letzten 20 Jahren rund 80 Prozent seiner Feuchtgebiete verloren, Hauptursachen sind die starke Wasserentnahme für Landwirtschaft und der Bau von Staudämmen.
Warnung für die Welt?
„Ich hoffe, diese Bilder der afrikanischen Seen werden die Delegierten hier auf der 11. Weltseenkonferenz zu noch größerem Einsatz für die Erhaltung und Wiederherstellung dieser wichtigen Wasserkörper antreiben“, erklärte Klaus Töpfer, Exekutivdirektor der UNEP anlässlich der Vorstellung des Atlas. „Seen sind auch wirtschaftlich von großer Bedeutung. Ich hoffe auch, dass die Bilder eine Warnung rund um die Welt senden, dass auch das nachhaltige Management der afrikanischen Seen Teil der internationalen Entwicklungsziele und der Armutsbekämpfung für 2015 sein müssen. Sonst werden wir zunehmenden Spannungen und Instabilitäten gegenüberstehen, wenn die wachsende Bevölkerung um die kostbarste Ressource des Lebens streitet.“
Ein den Atlas begleitender Bericht kommt zu dem Schluss, dass erheblich mehr getan werden muss als zur Zeit, um die sich anbahnenden oder bestehenden Konflikte um die Ressource Wasser zwischen Nationen zu schlichten und zukünftige Streitfälle zu vermeiden. Als Beispiel für eine besonders konfliktträchtige Region nennt der Expertenbericht das Volta-Flussbecken in Westafrika, das sich Benin, Burkina Faso, die Elfenbeinküste, Ghana, Mali und Togo teilen.
(UNEP, 03.11.2005 – NPO)