Von wegen langsam: Die Täler der Alpen bildeten sich nicht allmählich, sondern in Schüben, wie Geologen herausgefunden haben. Demnach brach vor rund 30 Millionen Jahren plötzlich ein Teil der europäischen Kontinentalplatte unter den Zentralalpen ab. Als Folge schnellte das Gestein ruckartig in die Höhe und Flüsse bekamen mehr Gefälle. Das wiederum verstärkte die Erosion und grub die Alpentäler schneller ins Gestein, wie die Forscher im Fachmagazin „Scientific Reports“ berichten.
Die Alpen sind das Ergebnis einer gewaltigen Kollision – wenn auch in Zeitlupe: Vor rund 100 Millionen Jahren stieß die Afrikanische Erdplatte bei ihrer Nordwanderung auf die Eurasische Erdplatte. Mit dem weiteren Vorrücken der Platten wurde vor rund 30 Millionen Jahren eine Kontinentalplatte unter die andere gedrückt – eine Subduktion begann. Gleichzeitig faltete sich darüber ein Gebirge auf: die Alpen.
„Nagelfluh“ als Zeitzeuge
In der sich hebenden Landschaft bildeten sich Gebirgsflüsse, deren Wasser im Laufe der Zeit das Gestein in ihrem Bett abtrug. Dadurch entstanden die ersten Gebirgstäler. „Bislang gingen Forschende davon aus, dass sich diese Täler kontinuierlich bildeten“, erklärt Fritz Schlunegger von der Universität Bern. Ob dies tatsächlich der Fall war, haben er und seine Kollegen an speziellen Gesteinsablagerungen in den Schweizer Alpen untersucht.
Die Forscher studierten dafür Nagelfluh, ein Gesteinskonglomerat, das aus verfestigtem Geröll besteht. Dieses Geröll entstand, als die ersten Gebirgsflüsse der Alpen das Gestein abtrugen und mitrissen. Das Auffallende am Nagelfluh: Es bildet dicke, chaotisch gelagerte Schichten, wie sie heute etwa in den Felswänden an der Rigi sichtbar sind.