Gefahr am Hang: Geht der Klimawandel so weiter, werden im Alpenraum vermehrt Erdrutsche drohen – sofern nicht gegengesteuert wird, wie eine Modellstudie bestätigt. Schon bei 1,5 Grad Erwärmung könnte demnach eine Erdrutsch-Katastrophe wie 2009 im Südosten Österreichs um zehn Prozent wahrscheinlicher werden. Bei vier Grad wären 45 Prozent mehr Fläche von einem solchen Ereignis mit mehr als 3.000 Rutschungen innerhalb von drei Tagen betroffen.
Erdrutsche entstehen meist dann, wenn starke Regenfälle oder schnelle Schneeschmelzen den Boden aufweichen und den Berghängen so die Stabilität nehmen. Ein besonders schweres Ereignis dieser Art ereignete sich Mitte Juni 2009 in der Steiermark. Ein Tiefdruckgebiet überzog die Region im Südosten Österreichs drei Tage lang mit schweren Regenfällen. Dadurch lösten sich mehr als 3.000 Rutschungen, der Notstand wurde ausgerufen, Menschen evakuiert und Schäden von mehr als 13,4 Millionen Euro verursacht.
Reale Katastrophe als Modellfall
Kann sich eine solche Katastrophe wiederholen? Und wie stark steigt das Risiko dafür durch den Klimawandel? Das hat nun ein Team um Douglas Maraun von der Universität Graz näher untersucht. „Wir wollten wissen, wie sich ein solches Ereignis wie 2009 unter künftigen Klimabedingungen entfalten würde“, erklären die Forschenden. Prognosen zufolge werden durch den Klimawandel sommerliche Regenfälle und Starkregen im Alpenraum zunehmen.
Unklar ist allerdings, wie stark dies durch schwindende Schneedecken und damit eine geringere Bodenfeuchte kompensiert werden kann. Denn Rutschungen treten meist dann auf, wenn ein ohnehin feuchter oder sogar wassergesättigter Boden durch Regen noch weiter aufgeweicht wird. Das Team simulierte daher mehrere Klimaszenarien für eine Erwärmung um 1,5 oder vier Grad gegenüber präindustriellen Bedingungen und variierte dabei Bodenfeuchte und Waldbestand.