Schwindende Gletscher, Erdrutsche, Hochwasser – die Folgen der Globalen Erwärmung sind längst auch im Alpenraum deutlich zu spüren. Ein neues Forschungsprojekt soll nun wirksame Anpassungsstrategien an den Klimawandel für die Region entwickeln. Dies haben die Umweltminister der Alpenstaaten und Vertreter der EU gestern in einer Deklaration auf der IX. Alpenkonferenz im österreichischen Alpbach beschlossen.
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Ziel des Projekts ist es, in den kommenden zwei Jahren die Folgen des Klimawandels für alle wichtigen Bereiche wie Tourismus, Verkehr und Landwirtschaft abzuschätzen. Darüber hinaus soll ein Aktionsplan mit spezifischen Maßnahmen für die Alpenregion erarbeitet werden, der einen konkreten Zeitplan beinhaltet.
„Die Alpen sind eine der größten Schatzkammern Europas und eine sensible ökologische Region, in der sich Änderungen besonders ausgeprägt zeigen. Extremereignisse wie Hochwasser, Murenabgänge, partieller Schneemangel und das fortschreitende Abschmelzen der Gletscher sind unübersehbare Signale dafür, dass der globale Klimawandel die Alpen erreicht hat. Wir müssen für die Alpenregion schnell Gegenstrategien entwickeln, um katastrophale Auswirkungen auf die Lebensverhältnisse der Menschen und für die Ökosysteme abzumildern und möglichst zu verhindern.“, kommentierte Michael Müller, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesumweltministerium (BMU), die Entscheidung.
Vier Grad mehr bis Ende des Jahrhunderts
Nach jüngsten Klimaprognosen soll die Erwärmung der Atmosphäre in der Alpenregion bis zum Ende des Jahrhunderts mehr als vier Grad Celsius betragen. Dies ist deutlich mehr als die weltweit prognostizierte Erhöhung um zwei bis drei Grad. Hält der Trend an, werden die Alpen um 2070 keine nennenswerten Gletscher mehr haben. Die Regenmengen werden drastisch zunehmen. Und die Stabilität der Bergmassive wird erheblich abnehmen.
Wasserhaushalt von großer Bedeutung
Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung der Alpenregion ist laut BMU der Wasserhaushalt. Die Konferenz beschloss, unter dem Co-Vorsitz von Deutschland und Österreich einen Bericht zu den klimabedingten Veränderungen der Wassersituation in den alpinen Regionen bis zur nächsten Alpenkonferenz 2008 vorzulegen.
Müller kündigte an, dass Deutschland diesen Prozess mit einer Konferenz 2008 in Deutschland begleiten wird, auf der dieser Bericht und mögliche Maßnahmen im Wasserbereich diskutiert werden sollen.
Problem Luftverschmutzung
Ein weiteres Problem der Alpenregion ist die Luftverschmutzung, die durch die Nord-Süd-Transportkorridore verursacht wird. Sowohl zur Entlastung der Menschen als auch zur Minderung der Treibhausgasemissionen ist die Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene von herausragender Bedeutung. Die Konferenzteilnehmer beschlossen, die bei der Umsetzung des Aktionsplans Brenner gewonnenen Erfahrungen bei der Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene nun auch auf die acht anderen alpenquerenden Verbindungen zu übertragen.
Die Alpenkonferenz ernannte zudem den Italiener Marco Onida zum Generalsekretär des Ständigen Sekretariats der Alpenkonferenz und die Schweizerin Regula Imhoff als stellvertretende Generalsekretärin. Onida ist bisher in leitender Funktion in der Generaldirektion Umwelt der EU-Kommission tätig, Imhoff ist NGO-Expertin für Bergpartnerschaften, insbesondere im Kaukasus.
(BMU, 10.11.2006 – DLO)