Die Regenwälder könnten flexibler auf den Klimawandel reagieren als bisher angenommen. Der Fund eines 300 Millionen Jahre alten fossilen Waldes zeigt, dass sich die Regenwälder vergangener Epochen offenbar erstaunlich schnell von katastrophalen Klimawechseln erholten. Das berichten amerikanische Forscher in der Fachzeitschrift „Geology“.
Die Regenwälder weltweit schrumpfen. Eine Ursache für diesen Rückgang ist die Rodung durch den Menschen. Aber auch eine allmählich zunehmende Trockenheit, ausgelöst durch den Klimawandel, macht den grünen Lungen“ der Erde zu schaffen. Wie widerstandsfähig ist der Tropenwald gegenüber solchen Entwicklungen? Wird es ihn in der heutigen Form womöglich bald nicht mehr geben?
Größter Fund eines fossilen Regenwalds
Einen ganz neuen Einblick in die Flexibilität und Widerstandsfähigkeit tropischer Wälder haben jetzt Wissenschaftler um Howard Falcon-Lang von der Universität von London sowie der Smithsonian Institution und dem Illinois Geological Survey gewonnen. Denn in Kohlenminen im amerikanischen Bundesstaat Illinois stießen sie auf gut erhaltene Relikte eines 300 Jahre alten Regenwalds aus dem Karbon. Die spektakuläre Entdeckung entpuppte sich jedoch nicht nur als das größte fossile Vorkommen dieses Typs weltweit, es zeigte auch Überraschendes über die Entwicklung dieser Wälder.
Rückkehr nach Fast-Vernichtung
Analysen der Fossilien und ihrer Umgebungsgesteine enthüllten, dass diese ersten Regenwälder der Erdgeschichte mehrere starke Klimaschwankungen überdauerten. Während extremer Kälteperioden trockneten die damaligen Tropen aus und die Regenwälder wurden an den Rand der Vernichtung getrieben. Doch schon wenig später, sobald das Klima wieder ein wenig feuchter wurde, erholten sie sich und kehrten zu ihrem früheren Ausmaß und Artenreichtum zurück. Die reichen Kohlenschichten des Karbon zeugen davon.
„Diese Entdeckungen verändern unsere Vorstellung von den ersten Regenwäldern der Erde radikal“, erklärt Falcon-Lang. „Wir dachten sie wären stabile Ökosysteme, die Millionen von Jahren unverändert bleiben. Jetzt wissen wir, dass sie unglaublich dynamisch sind und ständig durch Klimawandel hin- und hergeworfen.“
Widerstandsfähigkeit nicht grenzenlos
Die neuen Erkenntnisse werden auch ein neue Licht auf den Einfluss des heutigen Klimawandels auf den Amazonas-Regenwald. „Wenn wir verstehen, wie das Klima die Regenwälder der fernen Vergangenheit formte, dann können wir daraus schließen, wie sie in Zukunft reagieren werden“, so der Forscher. „Wir haben gezeigt, dass Regenwälder innerhalb bestimmter Grenzen flexibel gegenüber Klimaänderungen reagieren, ein extremer Wandel allerdings könnte sie über einen Schwellenwert hinaus treiben und zum ‚Umkippen’ bringen.“
(University of London, 05.10.2009 – NPO)