Die illegale Abholzung des Regenwaldes im brasilianischen Amazonas-Gebiet nimmt weiter zu. Dies zeigen aktuelle Satellitendaten des Nationalen Instituts für Weltraumforschung
(INPE) in Brasilia. Demnach wurden allein im Juni in Brasiliens Amazonas 312,7 Quadratkilometer Regenwald gerodet. Im Vergleich zum Juni 2010 bedeutet dies einen Anstieg um 28 Prozent.
Bereits im April dieses Jahres hatten Vertreter des Umweltorganisation WWF Alarm geschlagen und auf einen extremen Anstieg des Regenwald-Schwunds in Brasilien aufmerksam gemacht. Eine Ursache für die rasante Zunahme der illegalen Abholzung sei die anstehende Novellierung des brasilianischen Waldgesetzes, sagt Roberto Maldonado, Amazonas-Referent beim WWF Deutschland. Die geplante Änderung soll die Rodungsauflagen für Grundbesitzer lockern und verspricht eine Amnestie für zurückliegende illegale Abholzungen. 60 Prozent der von der Gesetzesänderung betroffenen Flächen liegen im Amazonas-Gebiet.
Seit das Gesetz, das vor allem dem Wirtschaftswachstum dienen soll, debattiert wird, seien die Entwaldungszahlen in die Höhe geschnellt, so der WWF-Experte. Insgesamt lag die Entwaldungsrate im ersten Halbjahr 2011 sogar 79 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Der Amazonas-Regenwald in Brasilien verschwinde vor allem für die Agroindustrie, insbesondere für Rinderzucht und Soja-Anbau.
„Für das Klima, den Amazonas und die Arten, die dort leben, ist das katastrophal“, sagt Maldonado. „Mit jedem Quadratmeter Regenwald verlieren wir ein weiteres Stück der Kühlanlage unserer Erde.“ Brasilien müsse hart gegen die illegale Rodung vorgehen, fordert der WWF-Experte. „Brasilien hat sich 2009 auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen verpflichtet, die Zerstörung des Regenwaldes im Amazonasgebiet bis zum Jahr 2020 um 80 Prozent zu reduzieren“, sagt Maldonado. „Dennoch steigt die Entwaldung weiter, mit allen negativen Folgen.“ Sollte das Waldschutzgesetz zugunsten weiterer Abholzungen geändert werden, befürchtet der WWF verheerende Folgen für das Weltklima und die Artenvielfalt.
(WWF, 10.08.2011 – NPO)