Zoologie

Ameisenlöwe ist Insekt des Jahres 2010

Kuratorium kürt Tier mit verblüffender Jagdstrategie

Der Ameisenlöwe ist das Larvenstadium eines libellenähnlichen Insektes. Meist sind nur die Zangen am Grund des Fangtrichters erkennbar. © Johannes Gepp, Graz

Der Ameisenlöwe ist das Insekt des Jahres 2010. Dies hat ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler und Vertreter wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, beschlossen. Myrmeleon formicarius ist damit Nachfolger der Gemeinen Blutzikade, dem Insekt des Jahres 2009.

Der Ameisenlöwe ist ein Räuber, der Ameisen und andere kleine Tiere mit einer verblüffenden Methode fängt, so die Jury der seit 1999 stattfinden Wahl: Er baut im sandigen Boden Trichter. Wenn Beute dort hineinläuft, kommt sie nicht wieder heraus, weil sie mit dem lockeren Sand zum Trichtergrund rutscht. Dort wartet mit seinen großen Zangen der Ameisenlöwe und injiziert ein lähmendes Gift.

Gut versteckt im Sand

Der Ameisenlöwe ist eine bis zu 17 Millimeter große Larve mit bräunlicher Färbung. Das erwachsene Tier ist grazil mit vier durchsichtigen, 3,5 Zentimeter (cm) langen Flügeln und heißt Ameisenjungfer.

Der Ameisenlöwe ist zwar vielen bekannt, aber gesehen hat ihn kaum jemand, da er sich immer im Sand versteckt. Am Grund der Trichter sind höchstens die Zangen zu erkennen. Myrmeleon formicarius hat einen rundlichen und etwas abgeflachten Körper mit schmalem erstem Brustsegment und Kopf. Er kann sich innerhalb von Sekunden rückwärts in Sand eingraben. Seine Haare und Borsten sind nach vorne gerichtet.

Fangtrichter der Ameisenlöwen liegen an geschützten Stellen. Ameisen sind eine häufige Beute. © Johannes Gepp, Graz

Steiler Trichter

Zum Trichterbau braucht Myrmeleon formicarius höchstens eine halbe Stunde. Dazu gräbt er erst einen runden Graben, den er weiter nach innen vertieft, indem er mit seinen Zangen den Sand bis zu 30 cm weit wirft. Der Trichter muss so steil sein, dass der lockere Sand sich sofort in Bewegung setzt, wenn ein Insekt darauf tritt. Regen und Nässe ist für das Beutemachen nicht gut, weil der Sand zusammenklebt. Die Trichter sind je nach Material zwei bis drei cm tief und haben einen Durchmesser von bis zu acht cm.

Die Larven häuten sich zweimal bis sie sich im Sand in einen Kokon einspinnen und verpuppen. Die gesamte Entwicklung dauert etwa zwei Jahre. Im Sommer schlüpft das erwachsene Tier, das wie so häufig bei Insekten ganz anders als die Larve aussieht. Diese so genannte Ameisenjungfer ähnelt einer Libelle, gehört jedoch zu den Netzflüglern. Sie ist also eine Verwandte der Florfliege, dem Insekt des Jahres 1999. Das erwachsene Insekt legt in Ruhestellung die Flügel über dem Hinterleib dachartig zusammen. Von Libellen kann man sie auf Anhieb durch ihre längeren Fühler unterscheiden. Ameisenjungfern fliegen vor allem nachts.

Weltweit 2.000 Ameisenlöwen-Arten

Der Ameisenlöwe bzw. die Ameisenjungfer heißt auf lateinisch Myrmeleon formicarius. Im Deutschen wird das erwachsene Tier als Gewöhnliche oder Gemeine Ameisenjungfer bezeichnet, weil sie am häufigsten vorkommt. Eine zweite häufige Art ist Euroleon nostra, die Geflecktflügelige Ameisenjungfer. Weltweit gibt es circa 2.000 Ameisenlöwen-Arten, in Mitteleuropa lediglich neun, von denen nur vier Trichter bauen. Die anderen Arten jagen im Oberflächensand oder Mulm verborgen nach Beute. Sie sind alle in ihrem Bestand gefährdet.

(idw – Julius Kühn-Institut, 30.11.2009 – DLO)

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