Schnee in Spanien, Eiseskälte in Nordamerika: Schuld an den Wetterkapriolen der letzten Wochen ist eine außergewöhnliche Störung des Polarwirbels, wie Satellitenmessungen enthüllen. Bei diesem „Berliner Ereignis“ erwärmt sich die polare Stratosphäre abrupt um Dutzende Grad. Dadurch bricht die Windbarriere zusammen, die normalerweise die arktische Luft von den mittleren Breiten fernhält. Kalte Luft kann dann weit nach Süden vordringen.
Es scheint paradox: Trotz globaler Klimaerwärmung kommt es in den letzten Jahren immer wieder zu ungewöhnlich starken winterlichen Kälteeinbrüchen. Arktische Luft dringt dabei weiter als sonst in die mittleren Breiten Europas und Nordamerikas vor. In den letzten Wochen führte dies zu heftigen Schneefällen in vielen Teilen Europas bis nach Spanien hinein. Zurzeit kommt es vor allem im Nordosten der USA s zu einem Kälteeinbruch.

Polarwirbel unter Beobachtung
Aber warum? Normalerweise ist die arktische Polarluft von einer Windbarriere eingegrenzt. Dieser im Winter besonders ausgeprägte Polarwirbel reicht bis an den Rand der Stratosphäre und hindert die polare Kaltluft daran, in mittlere Breiten vorzudringen. Zu manchen Zeiten kann sich der polare Vortex aber abschwächen und so stark ausbeulen, dass arktische Luft zu uns gelangt und es zu Kälteeinbrüchen in den mittleren Breiten kommt. So weit, so normal.
Doch in diesem Jahr gehen die Polarwirbel-Kapriolen über das normale Maß hinaus, wie nun Messdaten des Aeolus-Satelliten der ESA belegen. Dieser Satellit ist der erste, der die polaren Winde aus dem Orbit heraus direkt messen kann. Dafür schickt er Pulse von UV-Laserstrahlen nach unten und misst die von den bewegten Luftteilchen zurückgestreuten Strahlen. An der Verschiebung der Frequenz und weiterer Merkmale lässt sich dabei die Geschwindigkeit der Winde ablesen.