Gigantische Eistafel: Vom Ronne-Schelfeis in der Antarktis ist der zurzeit größte Eisberg der Welt abgebrochen. Mit einer Fläche von 4.320 Quadratkilometern ist der A-76 getaufte Eisberg größer als die Insel Mallorca. Entdeckt wurde der Eisabbruch unter anderem vom europäischen Erdbeobachtungssatelliten Sentinel-1. Laut Eisforschern ist dieses Ereignis nicht ungewöhnlich, weil am Ronne-Schelfeis schon länger kein großer Eisberg mehr gekalbt ist.
Der Abbruch großer Tafeleisberge ist nichts Ungewöhnliches. Immer wieder treten Risse in den schwimmenden, teilweise hunderte Meter dicken Schelfeisen auf, die die Buchten des antarktischen Festlands bedecken. Zuletzt war dies Ende Februar 2021 der Fall, als sich ein 1.270 Quadratkilometer großes Stück des Brunt-Schelfeises abtrennte. Der bislang größte jemals beobachtete Eisabbruch ereignete sich im Jahr 2017 am Larsen-C-Schelfeis. Der damals 5.800 Quadratkilometer große Eisberg A-68A ist jedoch Ende 2020 vor der Insel Südgeorgien zerbrochen.
Neuer Eisberg ist größer als Mallorca
Jetzt ist auch vom Ronne-Schelfeis ein großer Tafeleisberg abgebrochen. Dieses Schelfeis hat etwa die Größe Schwedens, ist bis zu 1.600 Meter dick und liegt östlich der westantarktischen Halbinsel. Bislang gilt diese gewaltige Eisfläche als vom Klimawandel noch ungefährdet, weil das unter dem Eis zirkulierende Meerwasser eher kalt ist – anders als bei den zunehmend von warmem Tiefenwasser unterspülten Schelfeisen in der Amundsensee.
Aber auch das Ronne-Schelfeis ist nicht vor Eisabbrüchen gefeit, wie nun Aufnahmen des Sentinel-1- Satelliten belegen: Sie bestätigen, dass ein rund 170 Kilometer langes und rund 25 Kilometer breites Eisstück vom Schelfeis abgebrochen ist. Der Eisabbruch ereignete sich Beobachtungen des British Antarctic Survey zufolge bereits am 13. Mai 2021. Mit einer Fläche von 4.320 Quadratkilometern ist dieser neue Eisberg etwas größer als die Insel Mallorca und zurzeit der größte Eisberg der Welt.
Kalbung nicht außergewöhnlich
Auch wenn sich in letzter Zeit die Eisberg-Kalbungen zu häufen scheinen, sei der aktuelle Eisabbruch am Ronne-Schelfeis aber nichts Ungewöhnliches, betont Laura Gerrish vom British Antarctic Survey: „A76 und A74 sind Teil der natürlichen Zyklen von Schelfeisen, die seit Jahrzehnten nichts Großes mehr gekalbt haben“, schreibt sie auf Twitter. Dennoch sei es wichtig, die Häufigkeit des Kalbens genau mitzuverfolgen.
Der neue Tafeleisberg driftet nun langsam vom Schelfeis weg und wird dabei kontinuierlich von Satelliten überwacht. Seine Bezeichnung A-76 setzt sich zusammen aus dem Buchstaben, der seine Herkunft angibt – A steht für das Wedellmeer, zu dem das Ronne-Schelfeis und auch das Larsen-C-Schelfeis gehören. Die Zahl 76 gibt an, dass dies der 76. benamte Eisberg ist, der in dieser Region gekalbt ist.
Quelle: European Space Agency (ESA), US National Ice Center