Verschwundener Strom: Noch vor gut 34 Millionen Jahren war die Westantarktis von einem riesigen, gut 1.500 Kilometer langen Flusssystem durchzogen – dem größten bisher in der Antarktis entdeckten. Dieser transkontinentale Urzeit-Fluss entsprang im Transantarktischen Gebirge und strömte durch die damals noch eisfreie Westantarktis bis in die Amundsensee. Dies belegt auch, dass dieser Teil des Südkontinents damals – anders als heute – noch über dem Meeresspiegel lag, wie Geologen in „Science Advances“ berichten.
Heute ist die Antarktis von einem kilometerdicken Eispanzer bedeckt. Doch das war nicht immer so: Noch in der Kreidezeit gab es in dieser Region Dinosaurier und frühe Vögel, am Südpol wuchs sogar ein artenreicher Regenwald. Erst vor rund 34 Millionen Jahren kühlte das Klima soweit ab, dass sich in der Antarktis Gletscher und Eisflächen ausbreiteten. Wie die antarktische Landschaft vor der Vereisung aussah, ist jedoch erst in Teilen bekannt. So zeigen Radarkartierungen, dass unter dem Eispanzer gewaltige Schluchten, ausgedehnte Vulkangebiete und urzeitliche Flusstäler begraben liegen.
Bohrkern als Fenster in die Vergangenheit
Ein weiteres Puzzlestück der antarktischen Vergangenheit hat nun ein Forschungsteam um Maximilian Zundel von der Universität Bremen aufgedeckt. Für ihre Studie untersuchten sie Sedimentbohrkerne, die während einer Expedition des Forschungseisbrechers „Polarstern“ in der Amundsensee vor der westantarktischen Küste gewonnen wurden. Die Schichten dieser Bohrkernproben reichen bis in die Kreidezeit zurück, enthalten aber auch Sandsteinschichten aus dem Eozän und damit aus der Zeit unmittelbar vor der Vereisung dieser Region.
Um die Herkunft und das Alter des Gesteins zu ermitteln, führten die Forschenden chemische und mineralogische Analysen durch und datierten die Schichten mithilfe von Isotopenanalysen und Uran-Bleidatierung von Zirkonkristallen im Sediment. Zusätzlich nutzten sie seismologische Daten, um Hinweise auf die Topografie der Landschaft vor der Vereisung zu erhalten.