Mark Antonius und Cleopatra gelten als das tragische Liebespaar der Antike. Doch wie jetzt eine neu entdeckte römische Silbermünze zeigt, hatten sie wohl beide keinerlei Ähnlichkeit mit den idealisierten Schönheitsidealen, als die sie oft dargestellt wurden.
Cleopatra, die letzte Herrscherin Ägyptens, gilt heute noch immer als ein Inbegriff von Schönheit und Macht. Die aus dem Geschlecht der Ptolemäer stammende Königin des Nilreichs hatte nacheinander eine Beziehung mit gleich zwei römischen Führern: Erst mit Julius Cäsar, mit dem sie einen Sohn hatte, Cäsarion. Nach Cäsars Tod gewann sie auch Antonius für sich. Obwohl auch dieser verheiratet war, ließ er sich auf eine Beziehung mit Cleopatra ein, drei Kinder gingen aus dieser Verbindung hervor.
“Das populäre Bild, dass wir von Cleopatra haben, ist das einer wunderschönen Königin, der römische Politiker und Generäle förmlich zu Füßen lagen“, erklärt Clare Pickersgill, vom Archäologischen Museum der Universität von Newcastle upon Tyne. „Die Beziehung zwischen Mark Antonius und Cleopatra ist seit langem von Schriftstellern, Künstlern und Filmemachern idealisiert worden. Schon Shakespeare schrieb 1608 eine Tragödie über das Paar und die Hollywood-Verfilmung 1963 mit Elizabeth Taylor und Richard Burton trug ebenfalls zum Nimbus ihrer Schönheit bei. Aktuelle Forschungen allerdings widersprechen diesem Bild.“
So auch die jüngste Entdeckung einer antiken Silbermünze in einer Sammlung der Gesellschaft für Antiquitäten in Newcastle durch Forscher der örtlichen Universität. Die Münze, ein Silberdenar aus dem Jahr 32 vor Christus, zeigt ein Portrait von Antonius auf der einen und eines von Cleopatra auf der anderen Seite. Cleopatra wird mit flacher Stirn, einer langen, spitzen Nase, schmalen Lippen und einem eher spitzen Kinn dargestellt. Mark Antonius hat hervortretende Augen, eine große Hakennase und einen dicken Nacken.
“Die Abbildungen auf der Münze sind sehr weit entfernt von denen von Elizabeth Taylor und Richard Burton“, so Lindsay Allason-Jones, Leiterin des Archäologischen Museums in Newcastle. „Römische Aufzeichnungen berichten uns, dass Cleopatra intelligent und charismatisch war und dass sie eine verführerische Stimme hatte, ihre Schönheit erwähnen sie nicht. Die Vorstellung von ihr als einer schönen Verführerin ist ganz offensichtlich erst in neuerer Zeit entstanden.“
(University of Newcastle upon Tyne, 15.02.2007 – NPO)