In Stein gemeißelter Besitzanspruch: Nahe dem ägyptischen Assuan haben Archäologen das älteste Ortnamensschild der Welt entdeckt. Die gut 5.000 Jahre alte Fels-Inschrift besteht aus vier Hieroglyphen und benennt diesen Ort als „Domäne des Horus-Königs Skorpion“. Damit kennzeichnet sie die Siedlung als territoriales Gut des damals herrschenden Pharao. Die Entdeckung liefert neue Einblicke in die Entwicklung des ägyptischen Reichs.
Ägypten war nicht nur eine der großen Hochkulturen des Altertums, sie könnte auch der weltweit erste Territorialstaat gewesen sein. Denn etwa um 3.000 vor Christus entstand am Nil erstmals ein geeintes Reich unter zentraler Herrschaft. „Es gab vorher auch schon anderswo Herrschaftssysteme, die aber viel kleinflächiger waren“, erklärt Ludwig Morenz von der Universität Bonn. „Tatsächlich gingen mehrere rivalisierende Zentren im neuen Zentralstaat auf.“
Zentrale Verwaltung
Doch wie der Übergang zum zentral beherrschten und verwalteten Staatswesen im alten Ägypten vonstatten ging und unter welchen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Umständen die Menschen damals lebten, ist erst in Teilen bekannt. Inschriften mit Beamtentiteln und Hinweisen auf Steuern und Abgaben belegen aber, dass sich während des vierten Jahrtausends eine zentrale Verwaltung herausbildete.
Solche Abgaben zeugen von sozio-ökonomischen Abhängigkeiten und basieren auf Kontrolle, Hierarchie und einem besonderen Gewaltpotenzial des Herrschers, wie Morenz erklärt. Um das damals über 800 Kilometer den Nil entlang reichende Pharaonenreich zu festigen, wurden an der Peripherie des Territoriums gezielt Königsgüter – sogenannte Domänen – gegründet. Von solchen Gütern zeugen unter anderem Etiketten von Warenlieferungen, Rollsiegel und Gefäßaufschriften.