Paläontologie

Archaeopteryx flog doch

Computermodell des Schädels enthüllt typische Fluganpassungen

Eine computertomographische Untersuchung eines Archaeopteryx-Schädels hat enthüllt, dass das Bindeglied zwischen Sauriern und heutigen Vögeln wahrscheinlich tatsächlich fliegen konnte. Sein Gehirn war dazu in der Lage, komplexe Flugmanöver zu dirigieren, wie die Forscher in Nature berichten.

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„Dieses Tier hatte große Augen und damit verbunden ein ebenso großes Sehzentrum in seinem Gehirn und außerdem ein gutes Balancegefühl“, erklärt Timothy Rowe, Leiter der High-Resolution X-ray Computed Tomography (UTCT) an der Universität von Texas in Austin. „Sein Innenohr glich sehr dem der heutigen Vögel.“ Der Forscher bestimmte die vogelähnlichen Strukturen im Gehirn eines Archaeopteryxfossils, dass ihn von der Paläontologin Angela Milner vom Naturkundemuseum in London gebracht worden war. Das Fossil war bereits 1861 in Kalkstein entdeckt worden und ist etwa 147 Millionen Jahre alt.

Dinosaurierfunde in China und anderswo führten Wissenschaftler zu der Annahme, dass einige von diesen zwar Federn hatten, aber nicht fliegen konnten. Die neuen Ergebnisse stellen nach Ansicht von Rowe eindeutig klar, dass der Archaeopteryx nicht zu diesen gehörte, sondern sehr wohl bereits flog.

Die Forscher machten mit einem speziellen Computertomographen rund 1.3000 Aufnahmen eines Schädelfragments, in dem einst Gehirn, Augen und Ohren saßen. Mithilfe von 3-D-Software rekonstruierten die Wissenschaftler anschließend die Form und Größe des Gehirns. Die Modelle deuten darauf hin, dass das Tier ein rund drei Mal größeres Gehirn als ein Krokodil und andere modernen Reptilien gehabt haben muss und in seiner Größe eher dem vieler moderner Vögel gleicht.

„Es gibt lebende Vögel, die relativ gesehen ein kleineres Gehirn besitzen als der Archaeopteryx“, erklärt Rowe. Vögel brauchen relativ viel „Gehirnschmalz“ wegen der hohen visuellen und motorischen Anforderungen des Fluges. Tiere, die sehr hoch fliegen, müssen beispielsweise primär die Informationen von ihren Augen und Ohren koordinieren und können sich weniger auf ihren Geruchssinn verlassen. Anhand von Strukturen auf der Innenseite des Archaeopteryx-Gehirns konnten die Forscher feststellen, dass der Archaeopteryx eine große Mittelhirnregion besaß, ein Bereich, in der die Auge-Ohr-Kommunikation stattfindet, und darüber hinaus auch vogelähnliche, komplexe Innenohrstrukturen. Die „Hardware“ für den Geruchssinn war dagegen nur schwach ausgeprägt.

Das Archaeopteryxgehirn hatte zudem auch eine relativ umfangreiche Großhirnrinde, die benötigt wird, um beispielsweise komplexe Informationen während des Fluges, wie die von Sensoren in den Federn registrierte Windgeschwindigkeit zu verarbeiten und das Flugverhalten entsprechend anzupassen.

(University of Texas at Austin, 09.08.2004 – NPO)

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