Eisiges Rekordtief: Die Meereisfläche der Arktis war im Februar 2018 kleiner als jemals zuvor um diese Zeit. Mit nur knapp 14 Millionen Quadratkilometern lag der Monatsmittelwert niedriger als jemals seit Beginn der Satellitenmessungen, wie Forscher berichten. Der Grund dafür: Weil der Klimawandel eine polare Luftströmung abschwächt, kann Warmluft häufiger und weiter in die Arktis vordringen als zuvor. Im Gegenzug kommt dafür kalte Polarluft zu uns.
Schon seit Jahren schrumpft die Eisdecke des Nordpolarmeeres. Weil sich die Arktis schneller erwärmt als jede andere Region der Erde, taut das Meereis immer stärker ab. Als Folge schrumpft die sommerliche Eisfläche seit Jahren, im Herbst 2016 gab es sogar so viel offenes Wasser am Nordpol wie noch nie. Zudem beobachten Eisforscher, dass das arktische Meereis immer saisonaler wird.
So wenig Eis wie nie im Februar
Jetzt vermelden Wissenschaftler vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Bremerhaven erneut einen Negativ-Rekord: Im Februar 2018 war die Meereisfläche in der Arktis so gering wie noch in keinem anderen Februar. Der Monatsmittelwert von knapp 14 Millionen Quadratkilometern lag niedriger als jemals zuvor seit Beginn der Satellitenmessungen im Jahr 1978.
„Allerdings nimmt die Eisbedeckung im Februar keineswegs von Jahr zu Jahr gleichmäßig ab, sondern schwankt erheblich“, erklärt der Meereisphysiker Marcel Nicolaus vom Alfred-Wegener-Institut. Dennoch ergibt sich über längere Zeiträume ein klarer Trend: Die Eisdecke auf dem Nordpolarmeer schrumpft im Monat Februar um durchschnittlich 2,75 Prozent pro Jahrzehnt. Gleichzeitig nimmt auch die Eisdicke immer stärker ab. „Hinter dieser langfristigen Abnahme steckt eindeutig der Klimawandel“, sagt Marcel Nicolaus.
Warmlufteinbruch über Grönland
Ursache für den aktuellen Negativrekord ist ein Warmlufteinbruch in der Arktis: Als weite Teile Europas im Februar in eisiger Polarluft froren, wärmten im Gegenzug milde Winde aus dem Süden die Arktis. In Norden Grönlands herrschten dadurch mitten in der Polarnacht Temperaturen von plus sechs Grad Celsius, wie Messungen ergaben. Solche Warmlufteinbrüche sind inzwischen kein Sonderfall mehr: Sie werden immer häufiger und stärker und dringen weiter nach Norden, wie die Forscher erklären.
Der Grund dafür: Weil sich die Arktis überproportional stark erwärmt, verringern sich die Temperatur- und Luftdruckunterschiede zwischen den polaren und den mittleren Breiten. Dadurch aber verändert sich der Polarjet – ein Gürtel starker Winde, die von West nach Ost rund um die Polarzone rasen. Durch den Klimawandel wird der Polarjet schwächer und bildet größere Wellen, wie Wissenschaftler vor kurzem herausfanden.
Ausgebeulter Polarjet
Für das Wetter in der Arktis und auch hierzulande bedeutet dies: Beult sich der Polarjet weit nach Norden aus, kann warme Luft bis tief in die Arktis vordringen – so wie in diesem Februar über Grönland der Fall. An anderen Stellen aber beult sich die Strömung nach Süden aus und bringt dann kalte Polarluft bis in gemäßigte Breiten. Das führte in diesem Jahr zum Wintereinbruch über weite Teile Westeuropas.
Extreme Kälteperioden im Winter sind demnach keineswegs ein Widerspruch zur generellen Klimaerwärmung – sie sind ihre Folge. Denn die steigenden Temperaturen in der Arktis fördern solche periodischen Kälteeinbrüche in unseren Breiten. Unsere Winter werden damit zwar insgesamt gesehen milder, aber gleichzeitig auch deutlich wechselhafter.
(Alfred-Wegener-Institut, Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung, 09.03.2018 – NPO)