Positive Rückkopplung: Wenn im arktischen Meereis größere offenen Stellen aufreißen, fördert dies die Bildung wasserreicher Wolken. Diese Wolken wiederum wirken wie eine Wärmedecke, die das Wiederzufrieren bremsen und die Arktis zusätzlich aufheizen – ein Teufelskreis. Diese Rückkopplung haben Forscher entdeckt, als sie das Wettergeschehen rund um eine häufiger aufreißende Eislücke – eine sogenannte Polynia – vor Grönland untersucht haben.
Das arktische Meereis schrumpft nicht nur seit Jahrzehnten – es gilt auch als ein Kippelement im Klimasystem. Ab einem bestimmten Punkt könnte sein Abschmelzen nahezu irreversibel sein. Das hätte nicht nur lokale Folgen, sondern würde das gesamte Klimasystem der Erde beeinflussen. Erschwerend für die Prognosen kommt hinzu, dass die Entwicklung des Meereises von zahlreichen positiven – sich selbst verstärkenden – Rückkopplungen geprägt wird.
Riesen-Eisloch zwischen Kanada und Grönland
Eine weitere Rückkopplung dieser Art haben nun Emily Monroe vom Langley Research Center der NASA und ihre Kollegen aufgedeckt. Für ihre Studie hatten sie die Begleitumstände der sogenannten Nordwasser-Polynia untersucht, einem großen Loch im Meereis, das im Winter häufiger in der nördlichen Baffin Bay zwischen Kanada und Grönland aufreißt. Die Polynia entsteht meist dann, wenn der Meereis-Nachschub durch eine Eisbarriere abgeschnitten wird und dann Wind das bestehende Eis auseinandertreibt.
Das Team wollte wissen, wie diese im Schnitt 17.000 Quadratkilometer große offene Stelle im Meereis das lokale Klima und insbesondere die Wolkenbildung beeinflusst. Dafür werteten sie neben Wetterdaten vor allem LIDAR-Daten der Satelliten CALIPSO und CloudSat aus. „Durch sie konnten wir fast in Echtzeit Satelliten-Scans des Gebiet rund um die Polynia erhalten“, erklärt Monroe. „Dadurch können wir sehr genau ermitteln, welchen Effekt der Wechsel von Meereis zu offenem Wasser auf die darüberliegenden Wolken hat.“