Die sommerliche Meereisbedeckung der Arktis wird in diesem Jahr einen der niedrigsten Werte der vergangenen 20 Jahre erreichen. Das zeigen Auswertungen von Satellitenaufnahmen. Zum vierten Mal in Folge ist der arktische Ozean damit mit weniger Eis überzogen, als selbst nach dem Abwärtstrend der vergangenen Jahrzehnte zu erwarten gewesen wäre.
Das letzte Jahrzehnt war das wärmste seit Beginn der Klimaaufzeichnungen, das haben erst kürzlich neue Auswertungen von Klimadaten belegt. Am stärksten betroffen ist der hohe Norden unseres Planeten, hier steigen die Temperaturen überproportional stark an – mit fatalen Folgen für die Eisdecke der Arktis. Sie schrumpft immer weiter. Nach dem Rekordtiefstand der Sommereisfläche im September 2007 zeichnet sich auch in diesem Jahr keine Erholung ab, wie Klimaforscher am Montag in einer Pressekonferenz erklärten.
Viertniedrigster Wert seit Beginn der Messungen
Satellitenaufnahmen zeigen, dass sich die Meereisfläche rund um den Nordpol zum Ende des arktischen Sommers im Septembermittelwert auf etwa 4,9 Millionen Quadratkilometer reduzieren wird. Im Durchschnitt der vergangenen 40 Jahre hatte das Eis im September noch eine Fläche von 6,7 Millionen Quadratkilometern bedeckt; 1980 lag die Ausdehnung bei 7,8 Millionen Quadratkilometern. Der für diesen September zu erwartete Mittelwert gehört zu den vier niedrigsten Werten seit Beginn der Satellitenauswertung Anfang der 1970er Jahre.
Negativtrend weiter ungebrochen
„Die Ergebnisse sind deshalb bedenklich, weil sich die Negativentwicklung beschleunigt hat. Von einer ,Erholung’ der Eisbedeckung kann keine Rede sein“, erklärt Lars Kaleschke, Professor am KlimaCampus der Universität Hamburg. Die geringste Meereisausdehnung registrierten die Wissenschaftler 2007 mit 4,2 Millionen Quadratkilometer. Das Meereisminimum unterliegt von Jahr zu Jahr zum Teil starken Schwankungen; im statistischen Mittel reduziert sich die Fläche seit 1970 um etwa acht Prozent pro Dekade. Diese Entwicklung ist nach Einschätzung von Professor Rüdiger Gerdes vom Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung nicht allein durch natürliche Ursachen, sondern vor allem durch den von Menschen verursachten Klimawandel zu erklären.