Archäologie

Astrolabium aus einem Schiff von Vasco da Gama entdeckt

Gut 500 Jahre alte Bronzescheibe ist älteste bekannte Navigationshilfe dieser Art

Im Wrack des 1503 gesunkenen Schiffs "Esmeralda" aus Vasco da Gamas Flotte haben Taucher ein Astrolabium entdeckt © Bluewater Recovery/ University of Warwick

Spektakulärer Fund: In einem Schiffswrack vor der Küste des Oman haben Taucher das älteste bekannte nautische Astrolabium entdeckt. Die bronzene Navigationshilfe gehörte einst einem Seemann aus der Flotte von Vasco da Gama – dem Seefahrer, der 1498 als erster den Seeweg nach Indien entdeckte. Die Bronzescheibe trägt das Wappen des portugiesischen Königs und Markierungen für den Sonnenstand.

Es ging um Gewürze und die Vormacht im Seehandel: Um den mühsamen, langwierigen Landweg abzukürzen, sollte der portugiesische Seefahrer Vasco da Gama einen Seeweg nach Indien finden – um das Horn von Afrika herum. Nachdem ihm dies 1498 gelungen war, brach da Gama im Jahr 1502 erneut in den fernen Osten auf, diesmal mit einer Flotte aus 21 Kriegsschiffen, die die indischen Territorien für Portugal sichern sollten.

Fund im Schiffswrack

Doch nicht alle Schiffe Vasco da Gamas kamen an ihrem Ziel an: Im Jahr 1503 sank die „Esmeralda“ vor der Küste von Oman bei einem Sturm – und blieb Jahrhunderte verschollen. Erst 2013 entdeckten Taucher das Wrack und Unterwasserarchäologen erkunden seither die Überreste dieses ältesten bekannten Schiffswracks aus dem Zeitalter der großen Entdeckungen.

Bei einem Tauchgang im Jahr 2014 fanden die Forscher neben der bronzenen Schiffsglocke und seltenen Silbermünzen auch eine rund 17 Zentimeter große Bronzescheibe. „Ich wusste sofort, dass es sich hier um etwas Wichtiges handeln muss, denn man konnte zwei Embleme darauf erkennen“, berichtet David Mearns von Bluewater Recovery. „Eines davon erweis sich als das portugiesische Wappen, das andere als persönliches Emblem von Emanuel I., dem damaligen König von Portugal.“

3D-Scans der Vorder- und Rückseite des Astrolabiums. Vorne sind die Wappen zu erkennen, hinten die Sonnenstandmarkierungen. © University of Warwick

Ein nautisches Astrolabium

Worum es sich bei dieser Bronzescheibe jedoch handelte und wozu sie diente, blieb wegen der jahrhundertealten Verkrustungen unklar. Jetzt haben Mark Williams und sein Team von der University of Warwick die Bronzescheibe erstmals einem Röntgen-Scan unterzogen und konnten so zuvor verborgene Details sichtbar machen.

Die Aufnahmen enthüllten: Am Rand der Bronzescheibe sind in regelmäßigem Abstand feine Linien eingraviert. Sie liegen jeweils fünf Grad auseinander, wie Williams berichtet. Dies bestätigt, dass es sich bei der Bronzescheibe aus dem Wrack um ein Astrolabium handeln muss – eine nautische Navigationshilfe. Mithilfe solcher Peilhilfen ermittelten die Seefahrer die Höhe der Mittagssonne über dem Horizont und konnten so auf die geografische Breite ihrer Position schließen.

Ältester Fund dieser Art

Bisher wurden zwar schon einige solcher nautischen Astrolabien entdeckt, doch dieses ist das älteste, wie die Forscher berichten. „Wir wissen, dass es vor 1502 hergestellt worden sein muss, denn zu dieser Zeit verließ das Schiff Lissabon“, erklärt Mearns. Weil Emanuel I. erst 1495 portugiesischer König wurde, muss das Astrolabium demnach aus der Zeit zwischen 1495 und 1502 stammen. Es ist damit einige Jahrzehnte älter als alle bisherigen Funde dieser Art.

„Es ist ein großes Privileg, etwas so Seltenes und historisch so Bedeutendes zu finden“, konstatiert Mearns. „Das Astrolabium füllt eine Lücke und wird sicher von den Archäologen noch weiter untersucht werden.“ Er und seine Kollegen hoffen, bei weiteren Tauchgängen zum Wrack der Esmeralda weitere spannende Funde zu machen.

(University of Warwick, 25.10.2017 – NPO)

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