Die australischen Beuteltiere stammen alle von einem ursprünglich aus Südamerika eingewanderten Vorfahren ab – das belegt eine neue Rekonstruktion der Ahnenreihe auf Basis „springender Gene“. Diese jetzt in der Fachzeitschrift „PLoS Biology“ veröffentlichte Studie widerlegt damit vorhergehende Modelle, die von wiederholten Hin- und Rückwanderungen ausgegangen waren.
Ursprünglich verbreiteten sich die Beuteltiere, so der wissenschaftliche Konsens, von Südostasien aus nach Nord- und später Südamerika. Dort kamen sie vor mehr als 60 Millionen Jahren an. Heute ist jedoch vor allem Australien für seine reichhaltige Beuteltierwelt bekannt – etwa Kängurus und Koalas, Beutelteufel, Possums und die ausgestorbenen Tasmanischen Tiger. Wie die Migration von Südamerika nach Australien verlief, war jedoch lange umstritten. Ein Team um Jürgen Schmitz von der Universität Münster hat nun eine simple Erklärung gefunden.
Wanderungsgeschichte komplex und unklar
„Bisher ging die Wissenschaft von einer ziemlich komplizierten Wanderungsgeschichte aus“, erläutert Schmitz: Einige Beuteltiere in Amerika schienen mit australischen Arten näher verwandt zu sein als mit den Arten in Amerika. Eine Sonderstellung unter den Beuteltieren nimmt vor allem die Chiloé-Beutelratte ein. Sie lebt in Chile und Argentinien, gehört aber im Gegensatz zu allen anderen in Amerika lebenden Beuteltieren nicht zur Überordnung der Ameridelphia, sondern zu den Australidelphia – auf Gen-Ebene lässt sie sich eher der australischen Fauna zuordnen.
Rätselhaft ist auch ein fossiler Fund aus Australien (Djarthia murgonensis), der der Chiloé-Beutelratte ähnlich ist und auf eine Rückwanderung dieser aus Australien schließen lassen könnte. „Mit einer einzigen Einwanderung konnte das also zunächst nicht erklärt werden“, so Schmitz. „Offenbar musste man davon ausgehen, dass die Situation verzwickter ist und Beuteltiere aus Australien auch wieder zurückkehrten.“