Magnetisierte Zeitzeugen: Wie bedrohlich sind regionale Anomalien und Schwankungen des Erdmagnetfelds? Kündigen sie womöglich eine Umpolung an? Neue Erkenntnisse dazu liefern nun gebrannte Ziegel aus dem alten Mesopotamien. Denn die in ihnen konservierte Magnetisierung enthüllt, dass das irdische Magnetfeld schon vor rund 3.000 eine ziemlich turbulente Zeit durchlebte. Zur Zeit des babylonischen Königs Nebukadnezars war die Feldintensität zwar höher als heute, aber es gab enorme Schwankungen, wie die Messungen verraten.
Das Erdmagnetfeld ist ein essenzieller Schutzschild für das Leben auf unserem Planeten. Doch im Laufe der Erdgeschichte hat sich dieser schützende Käfig aus Feldlinien schon oft verändert: Es gab Schwächephasen, verschobene Pole und auch komplette Umpolungen. Oft wurden solche Polwechsel durch regionale Anomalien oder sogenannte Exkursionen eingeleitet – Phasen, in denen sich das Magnetfeld kurzzeitig umpolte, um dann wieder in den Ausgangszustand zurückzukehren.

Auch heute gibt es einige Magnetfeld-Anomalien, die größere Veränderungen des Erdmagnetfelds ankündigen könnten – vielleicht aber auch nicht. Um dies einschätzen zu können, sind Geowissenschaftler auf möglichst genaue und umfassende Daten aus früheren, ähnlichen Phasen angewiesen. Eine dieser Phasen ist die sogenannte Levantinische Eisenzeit-Magnetanomalie (LIAA) , die vor rund 3.000 Jahren begann und rund 350 Jahre anhielt. Während dieser Zeit gab es mehrfache starke, kurze Fluktuationen in der ansonsten auffallend hohen irdischen Magnetfeldstärke.
Mesopotamische Ziegel als Zeitzeugen
Das Problem jedoch: Wie ausgeprägt und räumlich ausgedehnt diese eisenzeitlichen Magnetfeld-Schwankungen waren, ist bisher nur in Teilen geklärt. Denn aus vielen Regionen fehlen entsprechende Daten. Dies galt auch für das alte Mesopotamien, der Region, in der die ersten Hochkulturen der Menschheit entstanden. Um diese Lücke zu schließen, hat ein Team um Matthew Howland von der Wichita State University nun dort gezielt nach „Zeitzeugen“ der Magnet-Anomalie gesucht.