Libellen, die auf saubere, naturnahe Bäche und Flüsse angewiesen sind, kämpfen nach wie vor ums Überleben – zumindest in der Region Weser-Ems. Zu diesem Ergebnis sind jetzt Wissenschaftler der Universität Oldenburg in einer neuen Studie gekommen. Sie hatten das Vorkommen von Fließgewässer-Libellen im Jahr 2006 untersucht und mit älteren Bestandserfassungen (seit 1980) verglichen.
Viele Libellenarten sind auf bestimmte Gewässertypen als Lebensraum angewiesen. In Niedersachsen gibt es keine natürlichen, vom Menschen unberührte Bäche oder Flüsse mehr, und auch naturnahe Fließgewässerabschnitte sind in manchen Regionen nur noch selten anzutreffen – trotz aller Bemühungen seitens des Naturschutzes. Vor allem Schadstoffeinträge, Überdüngung und Zerstörung der natürlichen Bewässerstruktur bedrohen die empfindlichen Fließgewässer-Libellen.
Insgesamt sammelten die Forscher um Professor Rainer Buchwald und den Landschaftsökologen Tammo Lieckweg vom Institut für Biologie und Umweltwissenschaften neue Daten zu sieben Libellenarten. Nach den Ergebnissen der Wissenschaftler ist die Bestandssituation in den vergangenen Jahren weitgehend unverändert – „und das bedeutet: unverändert gefährdet“, so Buchwald.
Lebensräume massiv bedroht
Am häufigsten ist noch die Blauflügel-Prachtlibelle, die an 14 verschiedenen Fließgewässern gefunden wurde. Etwa die Hälfte der aufgefundenen Populationen liegt im Raum Osnabrück; weitere befinden sich vor allem in der Umgebung von Wildeshausen und von Lingen im Emsland. Alle Arten weisen nach wie vor nur sehr wenige, oftmals stark isolierte Vorkommen auf. Ihre Lebensräume sind zudem nach den Ergebnissen der Forscher durch Nährstoffeinträge und intensive Unterhaltungsmaßnahmen an den Gewässern beeinträchtigt.
Naturnahe, saubere Fließgewässer seien wertvolle, aber auch empfindliche Lebensräume, die es unter allen Umständen zu bewahren gelte, resümieren die Oldenburger Wissenschaftler. Sie plädieren für weitere Renaturierungsmaßnahmen sowie eine schonende Pflege und Unterhaltung von Fließgewässern mit dem Ziel, gerade besonders seltene und gefährdete Tiere und Pflanzen in ihrem Bestand dauerhaft zu sichern.
(idw – Universität Oldenburg, 22.03.2007 – DLO)