Die Erdkruste ist kein zusammenhängendes Gebilde, sondern gliedert sich in große Platten, die sich bewegen und dabei aufeinander treffen. Bislang ungeklärt war bisher jedoch, warum sich die Bewegungsrichtung und Geschwindigkeit einzelner Platten im Lauf der Erdgeschichte verändert haben. Ein internationales Wissenschaftlerteam ist jetzt der Lösung dieses Rätsels einen erhebliche Schritt näher gekommen.
Die Forscher konnten zeigen, dass sich die Annäherungsgeschwindigkeit der Südamerikanischen Platte und der westlich daran angrenzenden Nazca-Platte innerhalb der letzten zehn Millionen Jahre um etwa 30 Prozent verringert hat. Dies ist auf hohe Reibungskräfte zurückzuführen: Das an der Plattengrenze aufgefaltete Altiplano-Plateau übt aufgrund seines Gewichts genug Druck aus, um die Nazca-Platte zu verlangsamen, berichten die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift "Geology".
"Die äußerste Schicht des Planeten, die Lithosphäre, ist fest und nur etwa 100 Kilometer dick", so Giampiero Iaffaldano aus dem Forschungsschwerpunkt Geophysik am Department für Geo- und Umweltwissenschaften der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München. Er war zusammen mit Professor Hans-Peter Bunge, sowie Professor Timothy H. Dixon von der Rosenstiel School of Marine and Atmospheric Sciences in Miami, USA, an der Studie beteiligt. "Sie besteht aus mehreren Platten, auf die sich die Landmasse der Erde und die Ozeanböden verteilen." Diese Platten schwimmen in langsamer Bewegung auf einer Schicht zähflüssigen, unter hohem Druck stehenden Gesteins, die unter der Lithosphäre liegt.
"Echtzeitmessungen davon sind mittlerweile möglich und haben mehrere Zentimeter tektonischer Plattenbewegung angezeigt", berichtet Iaffaldano. "Die Energiequelle für die Aktivität an der Oberfläche sind so genannte Konvektionsbewegungen im zähflüssigen Inneren der Erde."