Forscher haben gezeigt, dass sich der ökologische Zustand des Berliner Müggelsees aufgrund des Klimawandels in den letzten dreißig Jahren dramatisch verändert hat. So stellten sie unter anderem eine Temperaturerhöhung von mehr als zwei Grad Celsius im Jahresmittel fest. Der Zeitraum, in dem sich Eis entwickeln kann, verkürzte sich zudem um 20 Tage.
Diese Entwicklungen haben nach Angaben der Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) enorme Auswirkungen auf den Jahresverlauf im See: So beginnt der Frühling im Wasser bereits um drei bis vier Wochen früher als noch vor dreißig Jahren. Extremereignisse, wie sehr heiße Sommer, haben Sauerstoffmangel und verstärkte Nährstofffreisetzung zur Folge, was zu vermehrtem Algenwachstum führt. Insbesondere hat das Risiko der Blüte von Cyanobakterien – Blaualgen – aufgrund der hohen Wassertemperaturen im Sommer stark zugenommen.
Ergebnisse auf andere Seen übertragbar
Schon seit dreißig Jahren messen die Wissenschaftler ökologische Kenngrößen wie Sauerstoffgehalt und Temperatur im Müggelsee. „So genaue und langfristige Datenreihen gibt es nur von ganz wenigen Gewässern weltweit. Damit können wir Veränderungen von Seeökosystemen in Folge des globalen Klimawandels vorhersagen“, sagt Rita Adrian vom IGB. Die Erkenntnisse über die Auswirkungen des Klimawandels im Müggelsee ließen sich auch auf Seen der nördlich temperierten Klimazone übertragen, so Adrian.
Die Messstation des IGB in Berlin-Friedrichshagen ist deshalb seit 2008 Teil des weltweiten Netzwerkes GLEON (Global Lake Ecological Observatory Network) zur Überwachung von Seen. Die Beobachtungen der Veränderungen im Müggelsee sind auch in den 2007 erschienenen Bericht des Weltklimarats (IPCC 2007) eingeflossen, der zum ersten Mal Politiker über alle Partei- und Landesgrenzen hinweg von der Bedrohung durch den Klimawandel überzeugte.
Drei weitere Umweltobservatorien in Betrieb
Das IGB betreibt noch drei weitere Umweltobservatorien von internationaler Bedeutung. Neben dem Müggelsee als flachem See beobachten die Wissenschaftler den vergleichsweise tiefen Stechlinsee in Brandenburg. Außerdem untersuchen die Forscher langfristig zwei Flusssysteme – die Spree als kleinen Flachlandfluss und den italienischen Tagliamento als großen alpinen Fluss.
(idw – Forschungsverbund Berlin, 25.08.2008 – DLO)