Mysteriöser Mantel: Auf der Osterinsel haben Wissenschaftler Lavagestein gefunden, das über 150 Millionen Jahre älter ist als die Erdplatte, auf der die Insel liegt. Wie ist das möglich? Das Team vermutet, dass das Gestein nicht aus den heutigen Osterinsel-Vulkanen, sondern aus der Quelle des Vulkanismus tief im Erdmantel stammt. Das würde aber auch bedeuten, dass sich der Erdmantel anders verhält als bislang angenommen.
Unsere Kontinente „schwimmen“ auf dem zähflüssigen Gestein des Erdmantels. Wie ein Förderband bewegt es die tektonischen Platten der Erdkruste, sodass diese im Laufe der Zeit den Platz wechseln – so zumindest die gängige Lehrmeinung. Doch diese These ist überraschend schwer zu beweisen. Um die Kräfte hinter der Kontinentaldrift besser zu verstehen, haben Forschende um Yamirka Rojas-Agramonte von der Universität zu Kiel daher nun neue Messungen auf der Osterinsel vorgenommen.
Überraschender Altersunterschied
Die zu Chile gehörende Osterinsel liegt rund 3.800 Kilometer vom südamerikanischen Festland entfernt und besteht aus mehreren erloschenen Vulkanen. Die ersten Lavaablagerungen müssen sich dort vor etwa 2,5 Millionen Jahren gebildet haben – auf einer ozeanischen Platte direkt unter der heutigen Insel, die nicht viel älter ist als die Vulkane selbst. Um das genaue Alter der Osterinsel zu ermitteln, haben Rojas-Agramonte und ihre Kollegen mehrere Proben alten Lavagesteins gesammelt und das darin enthaltene Zirkon datiert. Das Mineral kristallisiert aus, wenn Magma abkühlt.
Da der Uran-Anteil im Zirkon im Laufe der Zeit zu Blei zerfällt und das Tempo dieses Zerfalls bekannt ist, lässt sich aus Lavaproben schließen, wie alt diese sind. Im Falle der Osterinsel-Proben brachte die Datierung jedoch ein überraschendes Ergebnis: Statt der erwarteten 2,5 Millionen Jahre war das Zirkon bereits bis zu 165 Millionen Jahre alt. Es stammte also noch aus der Zeit der Dinosaurier. Aber wie ist das möglich, wenn die Platte, auf der die Osterinsel liegt, nur einen Bruchteil so alt ist?