Auch Biogas kann, entsprechend aufbereitet, ins Erdgas-Netz eingespeist werden, um den fossilen Brennstoff zu ergänzen und regional sogar zu ersetzen – theoretisch zumindest. Ob das auch praktisch funktioniert, untersucht jetzt das Institut für Energetik und Umwelt gGmbH (IE) im Auftrag der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR).
Stand der Technik ist zurzeit die lokale Verstromung von Biogas in Blockheizkraftwerken. Das ist jedoch nicht an jedem Standort effektiv, da die erzeugte Wärme nur in näherem Umkreis ohne allzugroße Verluste transportiert werden kann. Anders sähe es aus, könnte das Biogas ähnlich wie Erdgas transportiert und dort genutzt werden, wo die Heizleistung auch benötigt wird. Land- und Energiewirte liebäugeln daher schon seit einiger Zeit mit der Einspeisung des Biogases ins Erdgasnetz. Was im Ausland bereits praktisch erprobt wird, ist in Deutschland jedoch noch graue Theorie.
Analyse des Status quo
Mit einer Studie will die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe jetzt ausloten lassen, ob das Angedachte auch hierzulande machbar und sinnvoll ist. Dazu müssen nicht nur die technischen Anforderungen an das Biogas analysiert werden, auch rechtliche und wirtschaftliche Aspekte gilt es zu erörtern. Die Aufgabe ist so komplex, dass sich das Institut für Energetik und Umwelt zusätzliche Partner aus der Industrie ins Boot geholt hat.
Zunächst geht es darum, die technischen Anforderungen auszuloten. Ob das aufbereitete Biogas ins Netz oder einen Erdgasspeicher eingespeist werden kann, hängt von seiner Zusammensetzung, von seinem Druck und Volumenströmen ab. Auch die Strukturen des Erdgasnetzes müssen erfasst werden, weil sich die Netze nach Reichweite, Art der Druckleitung und Erdgassorte regional zum Teil erheblich unterscheiden. Auch aufbereitetes Biogas kann deshalb längst nicht überall eingespeist werden.
Ist Biogas rentabel?
Offen ist auch die Frage nach den Potenzialen. Welche Mengen an Biomasse stehen in welcher Region überhaupt für die Biogasproduktion zur Verfügung? Dort, wo es theoretisch Sinn macht, über die Einspeisung des Biogases ernsthaft nachzudenken, sind bereits Simulationen geplant. Über die Rentabilität der vorgeschlagenen Nutzung des Biogases entscheiden letztendlich die für das Gas anfallenden Kosten. Die Investitionskosten für Gewinnung, Aufbereitung, Transport und Einspeisung des Gases fließen in die Kalkulation ebenso ein wie Betriebskosten und eventuelle Gebühren für die Netznutzung.
Mit der Studie sollen sich die Wissenschaftler zur Einspeisung von Biogas nicht nur generell, sondern auch bezogen auf einzelne Standort-Anlagen-Konfigurationen äußern. Ende April 2005 werden die Fakten für eine sachliche Diskussion des Themas gebündelt vorliegen. Dann wird sich zeigen, ob und unter welchen Voraussetzungen die vorgeschlagene Nutzungsvariante sinnvoll ist und ob die Biogasanlagenbetreiber in Deutschland damit tatsächlich ein Geschäft machen können.
(Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe, 08.09.2004 – ESC)