Kein Einzelfall: Forscher haben noch weitere Felsbilder in Asien entdeckt, die bis zu 40.000 Jahre alt sind. Das spricht dafür, dass unsere Vorfahren diese Form des künstlerischen Ausdrucks schon aus Afrika mitbrachten. Gestützt wird dies auch dadurch, dass die Felskunst in China, aber auch in Thailand, Malaysia und Kambodscha sehr ähnliche Handbadrücke und Tierfiguren zeigt wie ähnliche Felsmalereien in europäischen Höhlen.
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Erst vor kurzen haben Archäologen auf Sulawesi die ältesten Handabdrücke der Welt entdeckt. Sie sorgten für Aufsehen, denn bisher kannte man so alte Felsmalereien nur aus Europa, nicht aber aus Asien. Ob dies ein Einzelfall war, oder ob unsere Vorfahren diesen Ausdruck ihrer Kreativität sogar schon bei ihrem Auswandern aus Afrika mitbrachten, blieb unklar.
Neu-Datierungen von Felskunst in ganz Südostasien
Um das zu klären, haben internationale Forscherteams unter Leitung von Paul Taçon von der Griffith University Felsmalereien vom Südwesten Chinas bis Indonesien erneut datiert und analysiert. Die Forscher bestimmten dabei das Alter sowohl mit Hilfe von chemisch-physikalischen Methoden als auch durch Untersuchungen der sich überlappenden Malereischichten.
Dabei zeigte sich, dass diese Handabdrücke und frühen Tierdarstellungen älter sind als zuvor angenommen – auch in China, Thailand, Kambodscha und Malaysia gibt es Felskunst aus der Zeit von vor 35.000 bis 40.000 Jahren. „Die ältesten Motive stammen aus dem späten Pleistozän und sind damit ebenso alt wie Ähnliches in Europa“, so Taçon und seine Kollegen. Das spreche dafür, dass schon die ersten Vertreter des Homo sapiens, die nach Asien kamen, eine reiche künstlerische Praxis besaßen.
Eher in Felsunterständen als in Höhlen
„Ähnlich wie die frühe Kunst in Europa ergänzten die ältesten Abbildungen in Südostasien oft natürliche Felskonturen oder wurden absichtlich in er Nähe bestimmter Felsmerkmale platziert“, erklärt Taçon. Ähnelte ein Felsvorsprung beispielsweise ein wenig einem Stier, dann wurde dies durch Malerei noch stärker herausgearbeitet. „Im Prinzip prägten und veränderten sie damit Landschaften, wo immer sie hinkamen und wandelten sie von wilden Orten in kulturelle Landschaften um“, so der Forscher. „Dies war der Beginn eines Prozesses, der bis heute anhält.“
Aber es gibt auch Unterschiede zur europäischen Felskunst: Während bei uns Felsmalereien oft tief in Höhlen versteckt sind, liegen sie in Südostasien freier. Sie finden sich eher in Felsunterständen als in Höhlen. Dunkle Höhlen waren für diese Menschen offenbar eher wenig inspirierend oder spielten für ihre kultischen Handlungen eine geringere Rolle. Der Stil der Zeichnungen ist aber dennoch sehr ähnlich.
Mitgebracht aus Afrika?
„Das spricht dafür, dass dieses Verhalten von unseren Vorfahren schon in Afrika entwickelt wurde“, sagt Taçon. Die ersten modernen Menschen brachten diese Sitte, Bilder auf felsige Untergründe zu malen, dann bei ihrer Ausbreitung aus Afrika mit und passten die konkrete Positionierung und Ausführung an das jeweilige Klima und die Umwelt an. Das aber würde bedeuten, dass auch in Afrika noch unentdeckte Relikte solcher Felsmalereien existieren könnten.
Als nächstes planen Taçon und seine Kollegen, auch die Felskunst im Norden Australiens noch einmal genauer zu untersuchen. Denn auch sie bestehen zum größten Teil aus den typischen Handabdrücken und naturalistischen Tierfiguren. Diese Ähnlichkeit im Stil könnte darauf hindeuten, dass auch sie älter sind als bisher angenommen – und von den ersten Vertretern des Homo sapiens stammen, die vor rund 50.000 Jahren von Asien kommend Australien besiedelten. (Antiquity, 2014; Vol. 88: 342, Seiten 1050–1064)
(Griffith University, 27.11.2014 – NPO)